Tut die EU-Kommission Intel Unrecht?

„Derzeit haben wir einen AMD-Desktop, aber keine AMD-Notebooks“, sagte Darrel Ward, Director Product Management für Dells Business Client Product Group, am Mittwoch. „In einem Jahr sieht das wahrscheinlich anders aus. Wir versuchen, unser Portfolio optimal danach auszurichten, wo wir Nachfrage sehen und was uns den besten Return On Investment für unsere für die Entwicklung ausgegebenen Summen bringt.“

Ist Dell in irgendwelche Hinterhof-Bestechungsgeschäfte mit Intel verwickelt, die alleine das Ziel haben, AMD aus dem Markt zu drücken? Höchstwahrscheinlich nicht. Dell versucht offenbar lediglich, Systeme anzubieten, mit denen das Unternehmen hofft, bei den Kunden erfolgreich zu sein.

Die meisten der gegen Intel erhobenen Anschuldigungen lassen sich auf AMDs Beschwerde bei der EU 2001 und die 2005 folgende Kartellklage zurückführen. AMDs Argumentation wurde durch die EU-Entscheidung nochmals überdeutlich nachgezeichnet: Intel hat seine dominante Marktposition in ungesetzlicher Weise genutzt, um Wettbewerber aus dem Markt für PC-Prozessoren zu verdrängen.

Fällt da nicht die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit der Konkurrenten – vor allem AMD – unter den Tisch? Und warum sollten Hersteller wie Dell Intel gegenüber AMD bevorzugen? Müssten nicht gerade sie ein hohes Interesse an ausgeglichenem Wettbewerb haben, um beim Chip-Einkauf zwei annähernd vergleichbare Konkurrenten gegeneinander ausspielen und so bessere Preise heraushandeln zu können?

Für Dan Hutcheson, CEO und Vorstand des Marktforschungsunternehmens VLSI Research, hat der Intel-Erfolg zwei ganz andere Ursachen. Der erste Grund ist seiner Ansicht nach die überlegene Fertigungstechnologie und -strategie. Der zweite seien die wirtschaftlichen Vorteile, die sich durch die großen Mengen von selbst ergeben.

Hutcheson weist auch darauf hin, dass es durchaus Firmen gegeben habe, die es mit Intel aufnehmen wollten. Sie seien aber alle gescheitert. Beispiele seien Transmeta und Cyrix. „Über die Jahre sahen wir dutzende von Firmen, die behaupteten, kostengünstiger und effizienter als Intel arbeiten zu können. AMD blieb aber die einzige, die dieses Ziel auch nur annähernd erreichte.“

Charles King, Präsident und Principal Analyst des Marktforschungsunternehmens Pund-IT glaubt ebenfalls nicht an dunkle Verschwörungstheorien. Für ihn ist AMDs mühsamer Kampf um Marktanteile in erster Linie nicht auf Intels Verhalten zurückzuführen, sondern auf AMDs Strategie. Der Herausforderer habe beispielsweise im florierenden Markt des Mobile Computing hauptsächlich wegen eigener Entscheidungen keinen Fuß auf den Boden gebracht. „Welche Nachteile AMD auch immer wegen Intels Rabatt- und Discount-Programmen hinnehmen musste – das Unternehmen hat in derselben Zeit durch eigene Entscheidungen wesentlich gravierendere Wettbewerbsnachteile erlitten“, so King.

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ZDNet.de Redaktion

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