Die neue Suchmaschine von Microsoft zeigt, dass Redmond den Kampf ums Internet noch nicht aufgegeben hat. Noch läuft nicht alles rund und in den meisten Ländern fehlen auch noch die Haupt-Funktionen. Doch eines ist schon jetzt klar: Mit Bing ist Microsoft etwas geglückt, was sich Konzernchef Steve Ballmer schon vor einigen Jahren gewünscht hätte – als Google noch kleiner war: Bing ist seit Jahren der erste ernst zunehmende Gegner für die marktbeherrschende Google-Suche.
Die neue Microsoft-Suche erweitert das bisherige Such-Erlebnis um einige nützliche Features. Allerdings bleiben diese derzeit nur der US-Variante vorbehalten. Allein das täglich wechselnde Hintergrundbild, das mit zusätzlichen Informationen gespickt ist, die der Anwender erfährt, wenn er mit der Maus über bestimmte Stellen des Bildes gleitet. Mit der zusätzlichen Installation von Silverlight kann man sogar zwischen den bisher erschienen Hintergrundbilder hin- und herblättern. Bis es spezielle Reiseangebote zu den schönsten Bing-Orten gibt, dürfte es damit nur noch eine Frage der Zeit sein. „Heute schon das neue Bing-Bild gesehen?“ könnte zu einer beliebten Frage und der Start zu einem netten Smalltalk in den Büros werden. So wird man Kult. Derzeit ist allerdings Google noch Kult.
Und deshalb muss Bing nicht nur durch nette Gimmicks auf der Startseite überzeugen, sondern damit, was anschließend folgt: Relevante Suchergebnisse. Diesbezüglich sieht es für die Microsoft-Suche nicht schlecht aus. Der Software-Konzern präsentiert auf http://www.discoverbing.com einen Realtime-Vergleich zwischen Google und Bing, wo Anwender die Leistungen der beiden Suchmaschinen anhand vorgegebener aber auch eigener Suchbegriffe überprüfen können. Das nennt sich Selbstbewusstsein. Mit der Live-Search hat sich der Software-Konzern so etwas nicht getraut.
Diesen Vergleich haben dafür die Anwender selbst durchgeführt: Obwohl auf nahezu jedem verkauften Windows-PC die bisherige Windows-Suchmaschine standardmäßig voreingestellt war, kam diese über einen Marktanteil von Prozentzahlen aus dem unteren einstelligen Bereich nicht hinaus. Viele haben daher Microsoft in Sachen Internet abgeschrieben. Das könnte etwas verfrüht gewesen sein. Mit Bing kehrt beim Windows-Hersteller wieder Hoffnung zurück, doch noch in Sachen Internet einen Fuß auf die Erde zu bekommen.
Auch wenn Google mit Wave nun schon wieder einen Schritt voraus scheint, wird Firmen-Chef Eric Schmidt das Treiben in Redmond sicher mit Argusaugen beobachten. Er weiß nämlich wie das ist, wenn man als Marktführer zusehen muss, wie sich Microsoft annähert und anschließend mit großer Geschwindigkeit überholt: Schmidt war Chef des im Netzwerkbereich führenden Herstellers Novell – bis Microsoft mit Windows diesen Markt aufmischte. Diese Gefahr droht Google zunächst jedoch nicht. Neben der Suche ist der Internet-Gigant auch auf vielen anderen Feldern tätig. Doch niedrigere Marktanteile im Kerngeschäft kann sich auch Google nicht leisten. Es ist die Basis von Googles anderen Aktivitäten: Keine Suche, keine Werbung, kein Geld.
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