Nokia Siemens bestreitet Lieferung von Abhörtechnik an Iran

Nokia Siemens hat einen Bericht des Wall Street Journal vom Montag bestritten, laut dem das Unternehmen spezielle Überwachungssoftware an die Iraner geliefert haben soll. In dem Beitrag wurde dem Netzwerkhersteller insbesondere vorgeworfen, dem iranischen Provider TCI „mindestens zum Teil“ Lösungen für Deep-Packet-Inspection verkauft zu haben.

Das Wall Street Journal beruft sich unter anderem auf eine Aussage von Ben Roome, Head of Media Relations bei Nokia Siemens: „Wenn man eine Netzwerk-Lösung verkauft, verkauft man automatisch auch Funktionen, mit denen man jede Kommunikation über dieses Netzwerk abfangen kann.“

Gegenüber ZDNet erklärte Roome aber, dass Nokia Siemens niemals Funktionen zur Deep-Packet-Inspection an die iranische Regierung weitergegeben hätte. Sein Unternehmen habe die Iranern lediglich mit Möglichkeiten zur Legal Interception, also zur gesetzeskonformen Überwachung von Telefonaten versorgt. „Es geht dabei nur um das Abhören von Sprache. Um das, was man ‚ein Telefon anzapfen‘ nennt.“

In einem Blog schreibt Roome: „In den meisten Ländern der Erde, darunter auch den EU-Staaten und den USA, ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass Telekommunikationsnetzwerke den Behörden Möglichkeiten zur Telefonüberwachung bieten. Zu diesen Ländern gehört auch der Iran.“

Laut BBC benutzen die Iraner ein Produkt namens „Monitoring Center“. In einer von Google aufbereiteten Version einer Nokia-Siemens-Broschüre heißt es, dass Monitoring Center „das Mithören und Überwachen aller Arten von Stimm- und Datenkommunikation in allen Netzwerken, das heißt Festnetz, Mobilfunk, Next Generation Network und Internet“ erlaubt.

Wie Roome ZDNet sagte, hat Nokia Siemens nur einen „beschränkten Satz von Funktionen“ an TCI verkauft. Monitoring Center sei von den Iranern erst später hinzugekauft worden. „Die eingeschränkten Funktionen haben wir in der zweiten Jahreshälfte 2008 geliefert. Monitoring Center wurde Ende März verkauft.“ Die Lösung gehöre nicht mehr Nokia Siemens. Sie sei an Perusa Partners Fund 1 LP verkauft worden. Das Geschäft sei am 31. März vollzogen worden.

ZDNet.de Redaktion

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