Internetnutzer haben sich daran gewöhnt, das Webadressen mit .com, .org, .net, .biz, .info oder Länderkürzeln enden. Doch das ändert sich ab 2010. Dann kann sich – wer die umfangreichen Bewerbungsbedingungen erfüllt – um eine der neuartigen generischen Top-Level-Domains (gTLDs) bemühen. Eine gTLD darf aus dem Firmen- oder Organisationsname des Bewerbers bestehen, zum Beispiel .siemens, oder aber ein generischer Begriff wie .auto oder .pharma sein. Nur eines darf sie nicht: weniger als drei Buchstaben haben. Unternehmen wie VW oder HP müssen sich also etwas einfallen lassen.
Alleinige Entscheidungsinstanz über die Vergabe der neuen TLDs ist die ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers). Dieses Gremium wiederum wird allein vom amerikanischen Handelsministerium beaufsichtigt. Letzten Endes heißt dass, das die Regierung der Vereinigten Staaten maßgeblich beeinflussen kann, wer eine der publicityträchtigen neuen Domains bekommt.
Bei einer globalen Ressource von der Bedeutung des Internets ist das zumindest bemerkenswert. „Das Internet gehört eigentlich in die Verwaltung der Vereinten Nationen“, meint daher beispielsweise Friedrich Bernreuther, Rechtsanwalt der Sozietät Curos aus München. Er greift damit eine Forderung auf, die 2005 schon einmal im Raum stand, aber vom damaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan abgelehnt wurde.
Annan hielt die Verwaltung des Netzes durch die amerikanische Stiftung damals für sinnvoll und die Vereinten Nationen nicht für die geeignete Institution. Aktuell steht die Frage aber wieder im Raum, denn zum 30. September läuft das Abkommen aus, das der US-Regierung die Hoheit über die ICANN einräumt. Die Europäische Kommission beispielsweise drängt (PDF) auf eine Neuregelung.
Aber wer auch immer ab dem 1. Oktober die ICANN kontrolliert, die Vergabe der neuen Top Level Domains wird das voraussichtlich nicht ändern. Und das Bewerbungsverfahren für eine gTLD hat es in sich. So ist das Bewerbungsfenster in jedem Jahr nur 45 Tage geöffnet. Wer sich mit einer gTLD schmücken will, muss zunächst Hunderte von Seiten lesen – so lang ist das Bewerberhandbuch – , einen 60 Fragen umfassenden Fragebogen im Internet ausfüllen und umfangreiche technische Voraussetzungen schaffen.
„Das alles kostet leicht eine halbe Million Euro“, sagt Dirk Krischenowski von Dotzon aus Berlin. Dieser Dienstleister hat sich zum Ziel gesetzt, potenziellen Bewerbern durch den Dschungel des Verfahrens zu helfen. Ist die Domain erst einmal beschafft, fallen jährlich Kosten von rund 100.000 Euro für den Betrieb an.
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