ZDNet: In unserem Interview vor einem Jahr sprachen wir auch darüber, wie Sie sich Ihr Leben vorstellen, wenn Sie nicht mehr den ganzen Tag für Microsoft arbeiten. Wenn Sie Bilanz ziehen: Was kam anders, als sie es erwartet haben? Und was haben Sie so erwartet?
Gates: Die Arbeit in der Stiftung ist sehr befriedigend und mit ihr geht eine interessante Komplexität einher. Im Großen und Ganzen entspricht meine Tätigkeit jetzt den Vorstellungen, die ich davon hatte – sie unterscheidet sich aber natürlich stark von dem, was ich vor meinem Jobwechsel getan habe. Mit Microsoft beschäftige ich mich noch 20 Prozent meiner Zeit. Dabei stehen Dinge wie die kommende Office-Version, Suche oder andere Dinge, für die mich Steve (Ballmer) um meine Meinung gebeten hat, auf der Tagesordnung.
Die vergangenen drei Monate verbrachte ich komplett in Europa. Sogar die Familie zog mit rüber. Ich war in Cambridge und Oxford. In dieser Zeit fokussierte ich mich stark auf Wissenschaft und Partner – sowohl bei Regierungen als auch bei Firmen -, sowie auf Dinge, die in Europa angesiedelt sind.
Das ist vorerst abgeschlossen, mein Programm wird sich in den nächsten sechs Monaten jedoch nicht ändern, denn dann werde ich mich in Indien und Afrika mit Firmen und Wissenschaftlern treffen. Die Arbeit für die Stiftung ist aufregend und glücklicherweise habe ich Jeff Raikes, der sie als CEO betreut, so dass meine Rolle für die Stiftung der gleicht, die ich bei Microsoft hatte, als Steve bereits den Posten des CEO übernommen hatte und ich mich mehr mit dem Forschungsbereich, den Fortschritten und den neuen Ideen beschäftigte.
ZDNet: Und Sie engagieren sich bei Intellectual Ventures. Ich weiß, dass jedes Mal, wenn Ihr Name auf einer Patentanmeldung erscheint, die Leute aufhorchen – ganz gleich, ob es darum geht, wie man Hurrikane aufhält, um Bierfässchen oder was sonst auch immer.
Gates: Stimmt. Wir werden Kühe dazu bringen, nicht mehr zu furzen. Suchen Sie sich ein Thema aus- wir sind schon dran… Es hat wirklich Spaß gemacht, Top-Wissenschaftler aus ganz unterschiedlichen Bereichen zusammenzubringen und darüber nachdenken zu lassen, wie Probleme unserer Zeit gelöst werden können.
Was die Stiftung anbelangt, hat Nathan (Myhrvold) die Möglichkeit, große Wissenschaftler zu versammeln, dazu genutzt, darüber nachzudenken, wie sich Impfstoffe mit weniger Kühlschränken vor Ort bringen lassen oder wie sich Milch besser pasteurisieren lässt.
Daraus entstehen aber auch Fortschritte für den reichen Teil der Welt, etwa rund um die Energieversorgung. Beispielsweise führte ein Ansatz zur Gründung der Firma TerraPower, die sich auf eine radikal neue, grundlegend verbesserte Funktionsweise für Kernkraftwerke konzentriert. Das umzusetzen ist furchtbar schwer – aber es wird unschätzbar wertvoll sein, wenn es funktioniert.
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