Avaya kauft Nortel Networks für 475 Millionen Dollar den Bereich Enterprise Solutions ab. Dazu gehört das Geschäft mit Telefonielösungen und Unified Communications für Firmenkunden sowie der Bereich LAN-Switches. Ein weiterer Bestandteil sind die vor allem in Nordamerika angebotenen Behördenlösungen und die von Nortel erst vor einem Jahr hinzugekaufte Software von Diamond Ware zur Optimierung der Sprachqualität in Telefonielösungen.
Das kanadische Unternehmen setzt damit den Ausverkauf fort, der nach dem Antrag auf Gläubigerschutz im Januar begonnen hatte. Die Sparte mit Layer-7-Switches („Alteon“-Produktlinie) ging bereits im April für 18 Millionen Dollar an den israelischen Spezialisten Radware. Sein Wireless-Geschäft verkaufte Nortel kurz darauf für 650 Millionen Dollar an Nokia Siemens Networks.
Avaya hat sich bei der Akquisition offenbar nur die Filetstücke herausgepickt. Während es in Nord- und Südamerika sowie in Asien den gesamten Geschäftsbetrieb übernimmt, hat es in Europa lediglich einen Asset Deal für den Kauf der Nortel-Wirtschaftsgüter abgeschlossen. Das Schicksal der europäischen Mitarbeiter der verkauften Nortel-Sparte ist daher ungewiss. Es sei abhängig vom Ausgang der Gespräche mit Arbeitnehmervertretungen und Einzelpersonen, teilte Nortel lediglich mit.
Unklar ist auch noch, was Avaya mit den nun erworbenen Werten eigentlich anfangen will: Das Produktportfolio im Bereich Telefonie überschneidet sich stark und vom eigenen Geschäft mit LAN-Switches hatte sich der Konzern bereits vor Jahren getrennt, da er es für unrentabel hielt. Im Rahmen von Gesamtlösungen wurden stattdessen Produkte des Kooperationspartners Extreme Networks angeboten.
Henry Dewing, Analyst bei Forrester Research, ist dennoch zuversichtlich. Seiner Ansicht nach schiebt sich Avaya mit dem Kauf im Markt für Sprachlösungen an Cisco vorbei. Außerdem lobt er den (Wieder)-Eintritt in das Netzwerkgeschäft. Vorteile für Avaya ergäben sich vor allem durch die Größe des neu entstehenden Geschäftsbereichs. Kunden profitierten davon, dass sie von einem Anbieter weltweit ein umfassendes Hardware-, Software- und Serviceangebot nutzen könnten. Positiv hebt Dewing zudem hervor, dass die Lösungen beider Firmen gut an heterogene Infrastrukturen angepasst seien.
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