Unix-Power für Windows: Cygwin 1.7 rüstet den PC auf

Ein ganz ähnliches Konzept bietet Microsoft mit seinem Unix-Subsystem. Es steht nur für die Business- und Ultimate-Versionen sowie für alle Servervarianten von Windows zur Verfügung. Die grundsätzliche Architektur ist sogar besser als Cygwin. SUA mappt sein API nicht auf das Win32-Subsystem, sondern nutzt native NT-Calls. Das führt zu einer höheren Ausführungsgeschwindigkeit.

Ferner steht SUA auch als 64-Bit-Version zur Verfügung. Cygwin gibt es nur als 32-Bit-Version, die jedoch auch unter 64-Bit-Windows läuft. Der Grund dafür ist nicht der Kompatibilitätsballast mit Windows 95, 98 und Me, sondern er liegt darin, dass der Gnu-Compiler gcc für Windows keinen 64-Bit-Code erzeugen kann. Zur Portierung von 64-Bit-Anwendungen muss man auch unter SUA auf Visual C++ zurückgreifen, was nicht immer ganz einfach ist.

SUA muss man jedoch vorwerfen, dass man nicht gerade ein modernes Unix-System bekommt. Die angebotenen Kommandozeilentools stammen nicht wie bei ihre Windows-Pendants aus dem Jahr 1993, sondern aus dem Jahr 1999. Damals hatte Microsoft Interix übernommen, die die SUA-Tools ursprünglich entwickelt haben. Hier bleibt sich Microsoft treu, bei Kommandozeilenbefehlen grundsätzlich keine Weiterentwicklung zu betreiben.

Wer ein modernes Linux-System gewohnt ist, wird sich schon über die Korn-Shell ksh ärgern. Die alternative C-Shell tcsh bietet zwar mehr Features, ist aber in vielen Dingen nicht Posix-kompatibel. Die Firma InteropSystems entwickelt zwar eine Reihe Tools, die in der Microsoft-Distribution nicht enthalten sind, jedoch kommt man auch so nicht an den Featurereichtum von Cygwin heran. Zu den Programmen, die man sich erst herunterladen muss, gehören unter anderem Standardfeatures wie xinetd, ssh, bind, lynx, gzip und wget. Ausführbare Programme, die man nicht erst kompilieren muss, gibt es in der Open-Source-Welt ohnehin fast ausschließlich für Cygwin und nicht für SUA.