Springer-Verlag will Inhalte für Smartphones kostenpflichtig machen


Springer-Chef Mathias Döpfner (Bild: Springer-Verlag)

Mathias Döpfner, Chef des Axel-Springer-Verlags, hat in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung angekündigt, dass sein Unternehmen sämtliche Inhalte für Smartphones auf Dauer nur noch gegen Gebühr anbieten wird. Als erstes bittet Deutschlands größtes Verlagshaus iPhone-Besitzer zur Kasse.

„Für das iPhone von Apple entwickeln wir so genannte Apps, also kostenpflichtige Angebote, über die man dann welt.mobil, bild.mobil oder computerbild.mobil bezahlt und quasi abonniert“, sagte Döpfner. Der Start des Angebots sei für Herbst geplant.

Daneben sollen auch einige Inhalte von Regionalzeitungen, zum Beispiel das Hamburger Abendblatt oder die Berliner Morgenpost, im Internet künftig kostenpflichtig sein. „Für unsere Regionalzeitungen arbeiten wir derzeit an einem Freemium-Modell: Allgemeine Nachrichten sind für den Leser gratis, Premium-Inhalte kosten Geld“, so Döpfner. „Wer etwa die Exklusivgeschichte aus der Stadtverordnetensitzung lesen möchte, das Archiv oder den Staumelder nutzen will, muss zahlen.“

Dieses Geschäftsmodell fand zuletzt mehr Fürsprecher. Erst vergangene Woche hatte Medienmogul Rupert Murdoch angekündigt, dass sämtliche Zeitungswebsites seines Medienkonzerns News Corp noch im laufenden Geschäftsjahr kostenpflichtig werden sollen.

„Qualitätsjournalismus ist nicht billig“, so seine Begründung. Das Internet habe es zwar ermöglicht, Nachrichten preiswert zu verbreiten, „aber es hat die Inhalte nicht gratis gemacht“. Da die meisten Verlage bisher noch zögern, sich gegen die als etabliert empfundenen Gratiskultur im Internet zu stemmen und Geld zu verlangen, sieht sich Murdoch in einer Vorreiterrolle. „Wenn wir Erfolg haben, werden andere Medien rasch folgen.“

Allerdings ist der Erfolg alles andere als gewiss. „Sobald im Netz etwas kostet, gehen die Nutzerzahlen dramatisch zurück“, sagt Hans-Joachim Fuhrmann vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV). „Der Nutzer erwartet, dass die Angebote kostenfrei sind.“

Das es auch anders geht, beweist die Wirtschaftszeitung Wall Street Journal. Das ist das einzige Blatt in Murdochs Medienimperium, das schon für einen Großteil seiner Texte online Geld verlangt.

Für Chris Anderson, Chefredakteur des US-Magazins Wired und Bestsellerautor, ist das Wall Street Journal ein Beispiel für ein perfektes Freemium-Modell. „Die populärsten Inhalte sind kostenlos, um möglichst viele Menschen anzuziehen; und man versucht, das über Werbung zu finanzieren. Inhalte, die weniger Menschen interessieren – die dafür aber umso stärker -, verkauft man“, so Anderson in einem Interview mit der Zeit. Seiner Einschätzung nach müssen aber 90 Prozent der Inhalte weiter kostenlos angeboten werden. „Ein Zehntel können Sie verkaufen.“

ZDNet.de Redaktion

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