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Japans Online-Handel boomt in der Rezession

Die Finanzkrise kann Japans Online-Shopper nicht entmutigen – im Gegenteil. Nach den Zahlen der Japan Direct Marketing Association und des Nomura Research Institute (NRI) schätzt der Nikkei Daily, dass Online-Einkäufe in diesem Jahr ein Volumen von 67,2 Milliarden US-Dollar (46,6 Milliarden Euro) erreichen. Das bedeutet eine Steigerung von 22 Prozent – und das trotz der tiefsten Rezession in Japan nach dem Krieg.

Addiert man die Katalogbestellungen dazu, steigen die Ausgaben auf 86 Milliarden Dollar (fast 60 Milliarden Euro). Das ist mehr, als in allen Kaufhäusern und Geschäften Japans zusammen offline ausgegeben wird. Laut Noritaka Kobayashi, Senior Consultant bei NRI, können die Wachstumsraten wegen der Rezession noch leicht schrumpfen. Der E-Commerce-Bereich werde aber weiter wachsen und alle anderen Einkaufsformen abhängen. Seiner Ansicht nach könnten bis zu 2,2 Billionen Dollar (1,5 Billionen Euro) Umsatz mit Computern und Mobiltelefonen gemacht werden.

Japanische Experten erklären den Online-Boom zum Teil mit dem Begriff „Sugomori“, was auf Deutsch soviel wie „Hühner im Nest“ bedeutet. Damit werden Menschen beschrieben, die zu Hause bleiben, um Geld zu sparen. Es geht dabei nicht nur darum, dass manche Produkte online billiger sind als im Laden. Man kann auch bei den Mobilitätskosten wie Benzin oder Fahrkarten sowie bei dem Geld für Imbisse, Cafés und Restaurantbesuche während des Shoppings sparen.

Ein weiterer Faktor sind zweifellos die überall verfügbaren schnellen Internetverbindungen. Breitbandverbindungen sind in Japan die Norm und auch Handys mit schneller Internetanbindung weit verbreitet. Die junge Generation in Japan bewegt sich routiniert im Web.

Laut dem japanischen Ministerium für Innere Angelegenheiten und Kommunikation war der Markt für mobilen E-Commerce 2007 7,8 Milliarden Dollar (5,4 Milliarden Euro) groß. Das war eine Steigerung von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das NRI schätzt, dass rund 20 Prozent der Online-Einkäufe über Mobiltelefone getätigt werden. Dieser Anteil werde bis 2013 auf 24,5 Prozent steigen.

„Früher oder später wird es die Hälfte sein“, meint Kobayashi. Viele Teenager bestellten schon jetzt Bücher, Spiele und modische Accessoires über das Handy, aber niemals über den PC. Für den mobilen E-Commerce sei es günstig, dass die Japaner häufig lange Wege zur Arbeit in überfüllten Nahverkehrszügen zurücklegen. Das gebe ihnen viel Zeit, Nachrichten zu schreiben, zu lesen, zu spielen oder per Handy zu shoppen.

Ein weiterer Faktor für den boomenden Online-Handel sind die Lieferdienste. Sie bieten häufig an, die Waren innerhalb von zwei Stunden nach Kundenwunsch zu liefern – und halten das Versprechen meistens. Ein Unternehmen bietet zum Beispiel an, bis zum nächsten Morgen zu liefern, falls die Bestellung bis Mitternacht des Vortags bei ihnen eintrifft.

Auch bei den Zahlungsbedingungen kommen japanische Firmen den Kunden entgegen. Verbraucher, die Angst haben, ihre Kreditkartennummer über das Web zu schicken, können bei manchen Anbietern auch bei Lieferung zahlen. „Diese gut aufgestellten Lieferdienste fördern den Versandhandel gewaltig“, sagt Masao Ueda, Chief Researcher des Distribution Economics Institute in Japan.

ZDNet.de Redaktion

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