Viel Feind, viel Ehr‘ – auf Marktsegmente in der IT-Branche passt der Spruch normalerweise nicht. Zwar belebt Konkurrenz prinzipiell das Geschäft, für viele Firmen ist aber eine gewisse Größe und Beständigkeit ihrer Lieferanten durchaus wünschenswert. Sie sehen daher Marktkonsolidierung nicht immer zwangsläufig negativ. Vorausgesetzt, bestehenden Kunden werden gangbare und vernünftige Wege aufgezeigt, wie sie mit dem Käufer ihres bisherigen Anbieters auch künftig weiterarbeiten können.
Das war für viele auch die erste Frage, als Open Text im Frühjahr das amerikanische CMS-Flaggschiff Vignette übernahm. Hatte das Unternehmen doch erst kurz zuvor das ebenfalls eingekaufte Red Dot als das CMS-Referenzprodukt des Konzerns positioniert. Mit Vignette gab es nun plötzlich einen zweiten Kandidaten.
Jörn Bodemann, Vorstandsvorsitzender des deutschen CMS-Anbieters E-Spirit AG, hält das Vorgehen für schlecht – nicht nur für Open Text, sondern für die gesamte Branche. Denn, so Bodemann, die Unternehmen würden dadurch das Vertrauen in die Anbieter verlieren.
Dagegen kämpft Open Text an. In der Mitteilung zum Abschluss des Vignette-Kaufs heißt es: „Open Text wird die Vignette-Produkte weiter unterstützen und den entsprechenden Kunden-Support leisten, auch für Anwender älterer Versionen von Vignette Content Management. Die bestehenden Web Solutions-Produkte von Open Text werden ebenfalls weiter unterstützt.“
Allerdings betont CEO John Shackleton in der Mitteilung auch, dass Vignette eine entscheidende Rolle spielen wird. Welche ist noch unklar, dass soll erst auf der Hausmesse im Oktober näher erläutert werden.
Eine parallele Weiterentwicklung beider Plattformen ist nach Bodemanns Ansicht aus wirtschaftlichen Gründen jedoch nicht zu erwarten. Aber auch die Verschmelzung beider Lösungen hält er für unwahrscheinlich, basiert die eine doch auf .NET, die andere auf Java. „Die Frage, welche nun weiterentwickelt wird und in welche Richtung die Migration gehen soll, drängte sich geradezu auf.“
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