Cisco will Tandberg für drei Milliarden Dollar übernehmen


Cisco sichert sich mit dem Kauf von Tandberg Technologie für Videokonferenzsysteme (Bild: Cisco).

Cisco hat für den an der Osloer Börse notierten norwegischen Videospezialisten Tandberg ein Übernahmeangebot im Wert von drei Milliarden Dollar abgegeben. Der Preis von 153,5 Norwegischen Kronen (18,19 Euro) pro Aktie liegt elf Prozent über dem Vortagesschlusskurs der Aktie und 25 Prozent über dem Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate. Der Tandberg-Vorstand hat der Übernahme einstimmig zugestimmt.

Mit dem Kauf will Cisco seinen Geschäftsbereich Telepresence ausbauen sowie die Lücke zwischen den High-End-Systemen und den unter dem Markennamen WebEx angebotenen Kollaborationslösungen schließen. Außerdem ist die Akquisition ein cleverer Schachzug gegen die Konkurrenz im Telepresence-Markt, denn nicht nur Cisco, sondern auch HP und Nortel haben bisher eng mit Tandberg zusammengearbeitet.

Laut Zahlen von Wainhouse Research waren die Verkauferlöse mit Videokonferenzsystemen trotz allgemeiner Krisenstimmung im ersten Quartal 2009 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weltweit um 8,5 Prozent gestiegen. Die Anzahl der verkauften Endpunkte nahm um 10,2 Prozent zu. Herausragende Zuwachsraten hatten die Segmente Infrastrukturprodukte (47,4 Prozent) und Services (22,7 Prozent). Weltweit gesehen ist Tandberg gemessen an den Verkaufserlösen mit Endpunkten Marktführer (41,8 Prozent). Dass sich die Norweger hauptsächlich im gehobenen Segment bewegen, zeigt der geringere Anteil bei den verkauften Stückzahlen (34 Prozent). Dennoch belegte Tandberg auch hier im ersten Quartal 2009 die Spitzenposition. Bei Infrastrukturprodukten liegen die Norweger gemessen an den Verkaufserlösen mit 51,5 Prozent ebenfalls vorne.

Ganz überraschend kommt die Übernahme nicht. Im vergangenen Jahr hatten Marktbeobachter über den Verkauf von Tandberg spekuliert. Damals war allerdings der Finanzinvestor Silver Lake Partners im Gespräch, der sich zuvor bereits beim Telekommunikationsausrüster Avaya eingekauft hatte.

Cisco möchte auch nach dem Kauf in die europäischen Entwicklungszentren von Tandberg investieren. Beispielsweise sollen die Standorte in Norwegen als „Center of Video Excellence“ beibehalten werden. Eine Beschäftigungsgarantie für die weltweit rund 1500 Tandberg-Mitarbeiter gab Cisco zwar nicht ab, betonte aber in der Übernahmemitteilung die Bedeutung von deren Fachwissen für den Aufbau des Videogeschäfts bei Cisco.

Die Übernahme soll in der ersten Hälfte des Jahres 2010 abgeschlossen werden. Das genaue Datum hängt von der Zustimmung der zuständigen Behörden ab. Nach Abschluss der Akquisition soll der bisherige Tandberg-CEO Fredrik Halvorsen Ciscos neu geschaffene Telepresence Technology Group leiten.

Von der Übernahme nicht berührt sind übrigens Tandberg Data und Tandberg Television. Diese Unternehmen sind zwar ebenso wie der Videospezialist Tandberg aus der 1933 gegründeten „Tandbergs Radiofabrikk“ hervorgegangen, arbeiten aber schon seit vielen Jahren wirtschaftlich unabhängig.

ZDNet.de Redaktion

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