Internet per UMTS: So fälschen deutsche Provider Webinhalte

Die einzige legitime Möglichkeit dem Benutzer bei langsamen GPRS- oder EDGE-Verbindungen einen schnelleren Seitenaufbau bei Reduktion der Bildqualität anzubieten, wäre eine Konfigurationsseite auf einem Serviceportal, die eine echte Konfiguration erlaubt. Wählt der Benutzer aus, dass er keine Kompression wünscht, darf ihm der echte TCP-Zugang zum Webserver nicht verwehrt werden.

Dass das durchaus möglich ist, zeigen die UMTS-Provider O2 und E-Plus. Deren Netze funktionieren technisch einwandfrei, ohne dass der Internetverkehr gefälscht wird. T-Mobile und Vodafone hingegen missachten das Fernmeldegeheimnis systematisch.

Hier sind Gesetzgeber und Regulierungsbehörde gefordert, einzugreifen. Funkfrequenzen sind ein knappes öffentliches Gut. Man darf sie nicht in die Hände von Unternehmen legen, die nach Gutdünken selbst entscheiden, was sie ihren Kunden übermitteln und was nicht. Das Netz muss sich als Transportmedium neutral verhalten. Es muss sichergestellt sein, dass alle IP-Pakete in der Nutzlast unverändert beim Empfänger ankommen, es sei denn, der Kunde wünscht es ausdrücklich anders.

Wie jedoch das Internetzensurgesetz zeigt, denkt der Gesetzgeber überhaupt nicht daran, dem Treiben der Internetanbieter Einhalt zu gebieten. Stattdessen schmiedet man eine Allianz, die der Regierung erlaubt, das Netz zu zensieren und den Providern gestattet, nicht nur Webinhalte zu fälschen, sondern unliebsame Dienste in den AGBs zu verbieten und technisch zu behindern – allen voran VoIP und Instant Messaging als preiswerte Konkurrenz zu Telefonie und SMS.

Diesen Bestrebungen gilt es, einen Riegel vorzuschieben. Einen Internetprovider geht es schlicht und einfach nichts an, welche Inhalte in der Nutzlast von IP-Paketen übertragen werden. Jeglicher Einsatz von DPI-Technologie ohne ausdrücklichen Kundenwusch gehört geächtet und verboten. Von der Entwicklung neuer Anwendungen im Internet hängt der Fortschritt in der Gesellschaft entscheidend ab. Die Zugangsprovider müssen sich an Neutralitätsregeln halten.

Ganz anders verläuft die Entwicklung derzeit in den USA. Auch dort wehren sich die Provider vehement gegen Netzneutralität. Präsident Barack Obama hat jedoch mit Julius Genachowski einen FCC-Chef eingesetzt, der die Netzneutralität im Interesse der Konsumenten unbedingt durchsetzen will.

An dieser Vorgehensweise sollte sich die Bundesregierung ein Beispiel nehmen. Die Chancen dazu sind jedoch beim derzeitigen Zensur- und Sperrwahn von Politikern der ehemaligen Volksparteien CDU/CSU und SPD sehr gering. Sie glauben ernsthaft, ihre dauerhaft sinkenden Wahlergebnisse dadurch verbessern zu können, indem sie die Kontrolle über das Internet und seine Inhalte bekommen.

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ZDNet.de Redaktion

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