Das Internet wird zur Oligarchie

Arbor Networks, Merit Network und die Universität Michigan stellen am Montag auf der NANOG47, dem Treffen der nordamerikanischen Netzwerkbetreiber, ausführlich die Ergebnisse einer großangelegten, zweijährigen Studie zum weltweiten Internet-Traffic vor.

Erste Trends sind bereits jetzt bekannt. Ein Blick in die Ergebnisse ist interessant, da es sich um eine der umfangreichsten Untersuchungen zum Thema handelt. Berücksichtigt wurden Daten von 110 unterschiedlich großen und geographisch weit verteilten Netzwerkbetreibern. Zu Spitzenzeiten wurden zwölf Terabit pro Sekunde analysiert. Insgesamt basiert die Studie auf 256 Exabyte Internet-Traffic-Daten aus 17 Ländern.

Vor fünf Jahren war der Internet-Traffic breit auf zehntausende von Websites verteilt, die von ganz unterschiedlichen Unternehmen und Servern rund um die Welt bereitgestellt wurden. Inzwischen konzentriert sich der Löwenanteil des Datenverkehrs im World Wide Web auf eine kleine Zahl sehr großer Hosting-, Cloud- und Content-Anbieter. Laut dem Report vereinen inzwischen 30 große Firmen nahezu ein Drittel des gesamten Web-Traffics auf sich. Zu ihnen zählen natürlich Google, YouTube und Microsoft. Aber auch Facebook hat sich in den Kreis vorgearbeitet. Außerdem sind dem breiten Publikum nahezu bekannte Dienstleister, die für die Auslieferung des Traffics sorgen, in der Top-30-Liste vertreten. Zu diesen gehört etwa die Firma Limelight, die Services für die Verrbeitung von Musik, Videos und Spielen anbietet.

Das deckt sich zum Großteil mit den Zahlen, die der Dienstleister Alexa zur Internetnutzung erhebt – obwohl diese wegen der Erhebungsmethode (Toolbar muss installiert sein), in ihrer Aussagekraft vielfach umstritten sind. Demnach sind unter den 30 weltweit meistbesuchten Sites alleine acht von Google: Google.com (Platz 1), Google Indien (Platz 12), Google Deutschland (Platz 14), Google Frankreich (Platz 19), Google Kanada (Platz 23), Google Brasilien (Platz27) und Google Japan (Platz 30). YouTube (Platz 4) und Blogger.com (Platz 7), die ja auch zum Google-Imperium gehören, kommen noch dazu. Die Tendenz zur Konzentration des Traffics auf wenige große Anbieter zeigt sich auch an diesen Zahlen.

In der Folge ist der Datenverkehr von den zehn oder zwölf internationalen Tier-1-Transit-Providern abgewandert. Heute findet ein Großteil des Datenflusses direkt zwischen den großen Content-Providern, Content-Delivery-Netzwerken und den Consumer-Netzwerken statt. Für die Netzwerkbetreiber wird daher der Verkauf von Bandbreite immer unwichtiger. Stattdessen suchen sie nach neuen Einnahmequellen durch Cloud-Services, Firmenangebote, Content Hosting oder VPN-Pakete.

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ZDNet.de Redaktion

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