Wozu HP 3Com braucht

Hewlett-Packard will den Netzausrüster 3Com für die stolze Summe von 2,7 Milliarden Dollar kaufen. Dass der ehemalige Netzpionier übernommen wird, ist nach den Querelen um die – letzendlich gescheiterte – Akquisition durch Huawei keine wirkliche Überraschung. Dass aber der HP-Chef Mark Hurd eine solche Summe bar in die Hand nimmt, ist dagegen doch verwunderlich.

Schließlich ist HP ist mit seiner Produktline ProCurve der letzte der großen Computerhersteller, der noch eine nennenswerte Netzwerksparte an Bord hat. Der damalige IBM-Chef Lou Gerstner hat dagegen im Rahmen der Sanierung von Big Blue 1999 die lange von Ellen Hancock geführte Netzsparte an Cisco verkauft. Die Kommunikationsgeräte von Sun Microsystems sind kaum erwähnenswert, aber Teil des Portfolios, das Oracle-Chef Larry Ellison im Rahmen des Sun-Deals – wenn er denn doch noch zustande kommt – übernehmen kann.

Mit der Übernahme von 3Com ist HP eine gesicherte Nummer zwei im Netzwerkmarkt, gemessen sowohl an Umsatz als auch nach Stückzahlen. Der Konzern festigt damit seine Position als Herausforderer des Marktführers Cisco. Wichtig für die Entscheidung, ein Übernahmeangebot abzugeben, war sicherlich auch die Hoffnung auf einen besseren Marktzugang im Riesenmarkt China über die 3Com-Firma H3C. Das allerdings ist nur eine theoretische Möglichkeit. Dass sich Kunden nicht ohne weiteres mitkaufen lassen, hat nicht nur HP schon mehrmals erlebt.

HP bekommt mit den Produkten von 3Com ein umfangreiches Portfolio. Es reicht von büronahen Geräten für die Vernetzung der Rechner von Sachbearbeitern und Abteilungen bis zu großen Switches für Rechenzentren und sogar Carrier. Erstere stammen aus den Anfangszeiten von 3Com im kalifornischen Santa Clara und der Übernahmen von Bridge Communications, letztere vom chinesischen Hersteller Huawei.

Einen Teil der Produkte hat man bereits seit Jahren mit der ProCurve-Sparte selbst im Programm. Durch den Kauf von Foundry Networks durch Brocade gingen aber gerade die höherwertigen Switches – etwa für 10-Gigabit-Ethernet – verloren, da HP diese zwar unter eigenem Namen vermarktete, aber von Foundry bezog. Gefehlt haben außerdem umfassende Sicherheitsfunktionen (die HP jetzt durch die 3Com-Tochter Tipping Point erhält) sowie Telefonieprodukte. Die scheinbar in Nordamerika und Großbritannien gut funktionierende Kooperation mit Mitel hat in Deutschland trotz jahrelanger Bemühungen nie richtig Fuß gefasst.


Klappt die Übernahme, bringt 3Com zahlreiche Produktreihen (grün markiert) mit, die HP bisher nicht selbst anbieten konnte (Grafik: HP)

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ZDNet.de Redaktion

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