Die aktuellen Zahlen zum vierten Quartal und dem gesamten Fiskaljahr 2009 von HP lesen sich – angesichts des nicht gerade euphorischen Umfelds – gut. Die wichtigsten Kennzahlen scheinen auf den ersten Blick alle zu stimmen. Aber nur auf den ersten Blick.
Im Geschäftsjahr 2009 verbuchte HP einen Umsatz von 114,6 Milliarden Dollar, nur drei Prozent weniger als im Vorjahr. Der Jahresnettogewinn ging zwar um acht Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar zurück, aber wer wollte sich darüber angesichts der Krise aufregen? Und schließlich wurde im vierten Fiskalquartal ein Gewinnzuwachs von 14 Prozent erwirtschaftet. Es geht also wieder aufwärts. Wer will da an den Worten von CEO Mark Hurd noch zweifeln, der zwar eingeräumt hat, dass die weltwirtschaftliche Lage schwierig bleibe, aber in einigen Märkten „ermutigende Zeichen für eine Erholung“ sieht und behauptet, dass Hewlett-Packard heute besser dastehe als zu Beginn der Finanzkrise. Das verlangt dann aber doch nach einer etwas genaueren Untersuchung.
Für die stellen wir uns zunächst einmal ganz dumm: Was ist HP eigentlich? Sagen wir mal, um nirgends anzuecken, ein Technologieunternehmen – was immer genau das bedeuten soll. Organisiert ist es in sieben Geschäftsbereichen:
Die drei Geschäftsbereiche ESS, HPS und Software sind in der Technology Solutions Group (TSG) zusammengefasst. Damit will der Konzern Up-Selling- und Cross-Selling-Potenziale besser erschließen. Wie das im Detail am besten zu machen ist, scheint ihm jedoch nicht ganz klar zu sein. So wird etwa die Netzwerksparte immer mal wieder von einem Geschäftsbereich in den anderen verschoben, und auch die Frage, ob die PC- und die Druckersparte zusammen oder getrennt besser am Markt positioniert sind, ist seit Jahren eine Organigramm-Dauerbrenner bei HP.
Aber, wir haben es ja inzwischen gelernt, Unternehmen müssen heutzutage flexibel, agil und dynamisch sein, und dazu gehören eben auch regelmäßige Um- und Neustrukturierungen. Die sind in einem gewissen Maße durchaus sinnvoll, denn schließlich verändert sich auch das Marktumfeld: Was heute noch der letzte Schrei ist, kann morgen schon zum alten Eisen gehören. Beispiel gefällig? 2004 trug der Verkauf von PCs bei HP weniger als fünf Prozent zum Konzerngewinn bei. Aus dem Absatz von Druckern und dem zugehörigen Verbrauchsmaterial stammten dagegen über 70 Prozent. Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Wie sieht es heute aus? Da hilft ein Blick auf eine aus dem aktuellen Geschäftsbericht erstellte Übersichtstabelle.
Überblick zu den HP-Zahlen für das vierte Quartal 2009 | |||||
Sparte | Umsatz in Milliarden Dollar | Veränderung zum Vorjahresquartal in Prozent | Gewinnmarge in Prozent (Vorjahr) | Gewinn in Milliarden Dollar | |
---|---|---|---|---|---|
Services | 8,9 | +8 | 16,2 (11,4) | 1,4 | |
Enterprise Storage und Server (ESS) | 4,2 | -17 | 11,4 (13,9) | 0,481 | |
Software | 0,967 | -16 | 24,2 (18,4) | 0,234 | |
Personal Systems Group (PSG) | 9,9 | -12 | 4,7 (5,5) | 0,46 | |
Imaging and Printing Group (IPG) | 6,5 | -15 | 18,1 (15,3) | 1,2 | |
HP Financial Services | 0,726 | +5 | 9,1 (7,4) | 0,066 |
Als erstes fällt auf, dass nur in zwei Bereichen ein Umsatzwachstum zu verzeichnen ist, nämlich bei Services und bei Financial Services. Letzteres ist wenig verwunderlich, greifen doch Firmen bei Investitionen aufgrund der restriktiveren Kreditvergabepolitik der Banken immer häufiger auf Finanzierungsangebote der großen Hersteller zurück, die sich so etwas leisten können. Dass der Gewinn nicht besonders beeindruckend ist, stört nicht: Schließlich ist Finanzierung ja im Wesentlichen ein Joker im Kampf um den Verkauf von Produkten und Services – und nicht Selbstzweck.
Services
Dass der Umsatz bei Services zugelegt hat, ist ebenfalls nicht verwunderlich. Schließlich wurde das 2008 für 13,9 Milliarden Dollar im August 2008 übernommene Serviceunternehmen EDS erst zum 31. Dezember 2008 in HPs TSG eingegliedert. Die massiven Entlassungen und der gleich danach erfolgte Umbau der Sparte haben offenbar – zumindest für die Aktionäre – erste Früchte getragen. Als Fragezeichen bleibt dennoch, dass bei gleichbleibendem Gewinn die EDS-Übernahme durch die Einnahmen aus dem Servicebereich erst in neun Jahren bezahlt wäre und sie damit im wahrsten Sinne des Wortes als ein Investition in die Zukunft gesehen werden müsste. Aber so darf man ja natürlich nicht rechnen …
Software
Ein bisschen verwundert auch der Blick auf den Geschäftsbereich „Software“. Der hatte bereits im Geschäftsjahr 2007 einen Umsatz von 2,33 Milliarden Dollar gemeldet und sollte unter anderem durch die Zukäufe von Mercury Interactive (für 4,5 Milliarden Dollar), Opsware (für 1,6 Milliarden Dollar) und Peregrine Systems (für 425 Millionen Dollar) aufgepäppelt werden. Im vierten Quartal 2009 lag der Umsatz unter einer Milliarde Dollar. Dafür war der Bereich der profitabelste. Es ist auch anzunehmen, dass einige seiner Lösungen in anderen Bereichen, etwa bei Outsourcing-Services, genutzt werden und dort zur Wertschöpfung beitragen. Dennoch würde ich mir, wenn ich Aktionär von HP wäre, bei der nächsten Aktionärsversammlung einmal genau erklären lassen, was das Unternehmen für die weit über 6,5 Milliarden Investitionen in Software in den vergangene Jahren bekommen hat. Mit der Antwort „234 Millionen Dollar Gewinn pro Quartal“ würde ich mich nicht zufrieden geben.
PCs, Notebooks und Server
Die Personal Systems Group (PSG), im Wesentlichen PCs und Notebooks, aber auch Digitalkameras und andere Massenware, ist mit 9,9 Milliarden Dollar der umsatzstärkste Bereich bei HP. Es liegt in der Natur der von ihr angebotenen Produkte, dass es um den Beitrag zum Gewinn weniger gut bestellt ist. Der Umsatz ging im vierten Quartal 2009 um zwölf Prozent zurück. Das klingt zunächst gar nicht gut, ist aber angesichts des Marktumfeldes noch vertretbar. Laut einer aktuellen Schätzung von Gartner-Analyst George Shiffler wird zum Beispiel mit PCs in diesem Jahr trotz leicht steigender Verkaufszahlen wegen eines enormen Preiskampfes unter den Herstellern etwa 10,7 Prozent weniger verdient als 2008.
Ähnlich dürfte es auch für die anderen Bereiche der PSG aussehen. Damit bleibt sie zwar aus Aktionärssicht ein Sorgenkind, schlägt sich aber angesichts der Marktgegebenheiten ganz manierlich. Das gilt auch für den Bereich ESS (Enterprise Storage und Server). Der Umsatzrückgang hält sich angesichts des unerfreulichen Marktumfelds weitgehend im Rahmen.
Drucker
Vor ein paar Jahren trug wie bereits gesagt der Verkauf von Druckern und Zubehör weit über die Hälfte zum HP-Gewinn bei. Inzwischen ist der Bereich beim Umsatz hinter Services und der PSG auf Platz drei abgerutscht, beim Gewinn hingegen liegt er mit 1,2 Milliarden Dollar nur knapp hinter der vielgelobten Servicesparte. Bemerkenswert: Die Gewinnmarge der Druckersparte ist sogar noch höher als die der Services. Aber der Schein trügt. Denn wie ZDNet-Autor Larry Dignan bereits im Mai nach der Vorstellung von HPs Halbjahreszahlen festgestellt hat, ziehen für das ehemalige Flaggschiff dunkle Wolken am Horizont auf. Trotz teilweise dramatischer Umsatzeinbrüche in einzelnen Bereichen (siehe Grafik unten) bleibt Mark Hurd locker: Es gebe keine Anzeichen, dass sich das HP-Druckergeschäft auf dem absteigenden Ast befinde, es handle sich um Auswirkungen der Wirtschaftskrise und um zyklisch auftretende Verschiebungen. Beispielsweise verlagerten Privatkunden in schlechten Zeiten das Farbdrucken vom heimischen Drucker an Fotokioske in Einkaufszentren oder zu Online-Diensten. Das sei aber kein Problem, da HP mit Snapfish oder dem eigenen Angebot an Fotokiosken gut aufgestellt sei.
Tinte stinkt nicht
Das mag stimmen, es gilt aber, noch einen anderen Aspekt zu bedenken. Schlüsselt man die IPG-Zahlen auf, gingen Supplies lediglich um acht Prozent zurück, die Zahl der ausgelieferten Drucker dagegen um 20 Prozent. Die Zahl der an Firmenkunden verkauften Printer nahm sogar um 38 Prozent ab, die der an Privatkunden verkauften dagegen nur um 14 Prozent.
Da Drucker oft mit Verlust verkauft werden, in der Hoffnung, später am Zubehör das Geld wieder hereinzuholen, könnte man auch sagen, die Gewinnrückgänge fielen akzeptabel aus, eben weil weniger Drucker verkauft wurden und der Anteil der profitablen Supplies dadurch zunahm. Dieser Effekt ist aber nur kurzfristig von wohltuender Wirkung auf die Bilanz. Denn: Wenn jetzt weniger Drucker in den Markt geschoben werden, nimmt wahrscheinlich in absehbarer Zeit die Nachfrage nach Supplies ab, so Chris Whitmore, Analyst der Deutschen Bank. Aber für die Erkenntnis hätte man eigentlich keinen Analysten gebraucht. Und damit tickt in den augenblicklich ganz passablen Zahlen von HPs Druckersparte eine nicht zu unterschätzende Zeitbombe.
Services und Software mögen ja als Schlagworte für die Analysten und die Börsianer gut klingen, aber das mit Tinte verdiente Geld stinkt auch nicht – vor allem nicht, wenn es pro Quartal 1,2 Milliarden Dollar sind.
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