Fraunhofer-Institut gründet Zentrum für Vernetzung in Entwicklungsländern


FOKUS NET4DC soll die Möglichkeiten der Informationstechnologie auch abgelegenen Regionen zugänglich machen (Bild: Fraunhofer FOKUS).

Fokus, das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme, will im Januar 2010 mit „Fokus NET4DC“ ein internationales Zentrum für Informations- und Kommunikationstechnologien in Entwicklungsländern ins Leben rufen. Dort sollen gemeinsam mit Partnern aus den Zielregionen maßgeschneiderte IT-Infrastrukturen und Kommunikationsnetzwerke erarbeitet und bereitgestellt werden. Ziel ist es, Dienste wie E-Health, E-Learning, E-Government, E-Commerce und E-Microbanking zu ermöglichen und die Integration strukturschwacher Regionen in nationale und internationale Märkte zu fördern.

„Wir forcieren Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die etwa die regionale, unregelmäßige Stromversorgung oder die jeweils verfügbaren Funkspektren berücksichtigen“, sagt Professor Radu Popescu-Zeletin, Direktor von Fraunhofer Fokus. Die maßgeschneiderten Kommunikations- und Informationslösungen sollen von Menschen genutzt werden, die in gering besiedelten Regionen leben und kaum Englisch sprechen.

Fraunhofer Fokus erarbeitet hierfür großflächig vermaschte Funknetze. Bislang können solche Ad-hoc-Netzwerke nur kleine Flächen abdecken. Im Vordergrund der Entwicklungsarbeiten stehen robuste Technik und einfache Handhabung. Einzelne Knoten (Funkrouter) im Netzwerk sollen sich automatisch mit benachbarten Knoten verbinden. Ist eine Strecke überlastet oder fällt eine einzelne Komponente aus, soll das System eigenständig reagieren. Damit hoffen die Forscher, eine mit europäischen Gegebenheiten vergleichbare Qualität der Kommunikationsnetze zu erreichen.

Eines der ersten Projekte von Fokus NET4DC ist die Internet-Anbindung von Ubuntu Campus, einer abgelegenen Siedlung des Dorfes Macha in der Südprovinz des afrikanischen Staates Sambia. Über eine Richtfunkverbindung haben die Spezialisten dort den Anschluss an die vorhandene Satellitentechnik hergestellt. Ein kostengünstiges WLAN stellt die IT-Versorgung der Grundschule, eines Schulungszentrums sowie des Bürogebäudes der örtlichen Wasserverwaltung sicher. Für den Ausbau der Infrastruktur kooperiert Fokus NET4DC mit einer Firma aus der Region, die unter anderem ein kleines Internetcafé betreibt.

Neben diesem Service, der auch in anderen Regionen Sambias ausgerollt werden soll, ist die Internetanbindung kleiner Krankenstationen zur Verbesserung der medizinischen Versorgung geplant. Die Fraunhofer-Mitarbeiter wollen in dem Pilotprojekt auch untersuchen, wie zuverlässig die Technologie arbeitet, welche Lebensdauer zu erwarten ist und wie hoch der Wartungsaufwand der Komponenten unter den gegebenen Klimabedingungen ist.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

11 Stunden ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

2 Tagen ago

Bedrohungen in Europa: Schwachstellen in der Lieferkette dominieren

Hinter 84 Prozent der Zwischenfälle bei Herstellern stecken Schwachstellen in der Lieferkette. Auf dem Vormarsch…

2 Tagen ago

Bericht: Apple arbeitet an faltbarem iPad

Es kommt angeblich 2028 auf den Markt. Das aufgeklappte Gerät soll die Displayfläche von zwei…

2 Tagen ago

HPE baut Supercomputer am Leibniz-Rechenzentrum

Das System basiert auf Hardware von HPE-Cray und Nvidia. Die Inbetriebnahme erfolgt 2027.

3 Tagen ago

Bund meldet Fortschritte in der Netzversorgung

Die Bundesnetzagentur hat ihr Gigabit-Grundbuch aktualisiert. Drei von vier Haushalten sollen jetzt Zugang zu Breitbandanschlüssen…

3 Tagen ago