Google Wave: ein erster Blick

Google Wave
kam im Mai mit
großem Werbeaufwand auf den Markt –
einschließlich einer eigenen Keynote auf der Google
I/O-Konferenz. Die erste Schilderung des Google-Teams war
beeindruckend. Darin wurde Wave von den
Rasmussen-Brüdern
, dem
Star-Entwicklerteam hinter der ersten Version von Google
Maps, als Revolution im Bereich Kollaboration angepriesen.

Wave baut ganz klar auf den
Stärken des Unternehmens auf: es läuft im Browser
und wird in der Cloud gehostet. Lars Rasmussen hat
große Ambitionen für Wave, das er als Ersatz
für die E-Mail sehen möchte. Auf der I/O sagt er:
„Während E-Mail ein unglaublich erfolgreiches
Protokoll ist, können wir mit Fortschritten in der
Computertechnologie weit mehr erreichen. Wave ist unsere
Antwort.“

Das Wave-Team hat intensiv
über die Struktur eines Gesprächs nachgedacht und
wie dieses online repliziert werden könnte. Jede Wave
ist ein kollaborativer Raum bestehend aus Gruppen von
„Wavelets“,
die wiederum aus
„Blips“ zusammengesetzt sind
. Ein
Blip ist die Grundeinheit eines Gesprächs in einer
Wave und hostet ein XML-Dokument. Blips müssen nicht
von Menschen lesbar sein – sie können Dateien oder
sogar ausführbaren Code enthalten. Entwickler
können darauf aufbauen, indem sie etwas verwenden, das
Google
„Robots“

nennt, um mit Wavelets und Blips zu interagieren.
Beispielsweise hat Google auf der I/O einen Robot gezeigt,
der Echtzeit-Übersetzungen bewältigen
kann.


Google Wave basiert auf HTML 5, so dass Benutzer
das
verwenden müssen, was Google einen „modernen
Browser“ nennt – Chrome, Safari oder Firefox (oder IE
mit dem neuen
Chrome Frame
-Plugin von Google). Sobald Sie Wave
verwenden, sehen Sie eine Liste derzeit zugänglicher
Waves sowie Ihre aktuellen Kontakte. Es gleicht einer
Kreuzung zwischen Instant Messaging und einer Wiki.

Wave
sieht zunächst wie
ein Instant Messaging-Tool in einem Browser aus. Es ist ein
Mehrbenutzer-Tool, so dass Sie schnell ein Gespräch
mit einem ganzen Team führen können. Im Gegensatz
zu anderen IM-Tools können Sie mit Wave jeden
Buchstaben sehen, während er eingegeben wird, und
Antworten können begonnen werden, bevor Sie die
Eingabe beendet haben. Das macht es einem Gespräch in
der realen Welt ähnlicher, kann jedoch auch
irritierend sein – insbesondere wenn Sie daran gewöhnt
sind, Ihren Text zu bearbeiten, während Sie
nachdenken. Glücklicherweise gibt es die Option, einen
Entwurfsmodus zu verwenden, um Ihren Text zu verbergen, bis
Sie bereit sind, ihn an den Rest der Wave-Teilnehmer zu
senden.

Es gibt eine Reihe von
Formatierungstools, so dass Sie eine Wave nutzen
können, um ein Dokument gemeinsam zu erstellen. Mehr
als ein Teilnehmer kann dasselbe Wavelet bearbeiten – ohne
Sperren, nur eine Kennzeichnung, um zu zeigen, an welcher
Stelle welcher Benutzer arbeitet. Sie würden ein in
Wave erstelltes Dokument vermutlich nicht außerhalb
dieses Gespräches verbreiten, ohne den Text neu zu
formatieren und zu bearbeiten. Es ist jedoch eine gute
Möglichkeit, um einen Anfang zu finden oder Feedback
von einem geografisch verteilten Team zu erhalten. Waves
werden von einem Server verwaltet, der in zwei Teilen
arbeitet: der Server, der Kommunikation mit Endnutzern und
anderen Wave-Servern handhabt, und der Speicher, der den
Inhalt lokaler und ferner Waves verwaltet.

Google bewirbt Wave als eine
der ersten HTML 5-Anwendungen. Es benötigt
Unterstützung für neue Tags, die nur mit
„modernen Browsern“ funktionieren. Moderne
Browser sind Safari von Apple, Firefox von Mozilla und
Chrome von Google (der auch von den integrierten
Gears-Tools profitiert, um die Leistung von Wave zu
steigern, indem lokale Datenspeicher- und multi-threaded
JavaScript-Operationen gehandhabt werden). Sie können
Wave mit Internet Explorer verwenden, wenn Sie das neue
Chrome
Frame
-Plugin
von Google installieren, das HTML5 und andere Open
Web-Technologien zum Browser von Microsoft
hinzufügt.



Der Google Wave-Client ist
aber nur ein Teil des Ganzen: das Herz von Wave sind seine
Protokolle. Auf Grundlage des offenen XML
Messaging-Protokolls XMPP können Wave-Server und
Clients mit den strukturierten Informationsströmen
synchronisiert bleiben, so dass Clients den gesamten
Verlauf einer Wave sehen können. Kryptografische Tools
sorgen für die Sicherheit von Waves und verhindern
auch, dass nicht vertrauenswürdige Clients und Server
einer Wave beitreten.

Ähnlich wie Live Mesh
von Microsoft geht es
bei Wave darum, Endpunkte miteinander synchronisiert zu
halten. Der Unterschied liegt nur in dem Schwerpunkt, den
beide Unternehmen auf ihre Tools legen: Microsoft hat sich
darauf konzentriert, Computer und Geräte
synchronisiert zu halten, während Google sich auf die
Menschen konzentriert. Es gibt nichts, das Maschinen und
Software an einer Kommunikation über Wave hindern
würde – Sie müssen sich nur die vielen Bots
ansehen, die in Wave sitzen und dem Benutzer Dienste zur
Verfügung stellen.


Waves können in externe Anwendungen eingebettet
werden und diese in kollaborative
Veröffentlichungstools verwandeln. Google hat bereits
seine Einbettungs-API bereitgestellt, und Entwickler haben
Tools entwickelt, um Waves zu Web-Anwendungen
hinzuzufügen und die Inhalte in mehreren Waves zu
verwalten – so dass Sie private Waves zum Aufbau von
Inhalten und öffentliche Waves zur Weitergabe der
vollständigen Texte an andere verwenden
können.

Sie sind nicht auf einen Wave-Server und einen dedizierten
Wave-Client beschränkt. Ihre Waves können auch in
andere Anwendungen eingebettet werden. So gibt es Tools zur
Verknüpfung dieser Anwendungen mit vielen der
großen Blogging-Plattformen, so dass eine weitere
Möglichkeit besteht, Inhalte zu veröffentlichen –
und die Inhalte, die Ihre Leser sehen, in etwas zu
verwandeln, das gemeinsam erstellt und beinahe in Echtzeit
aktualisiert wird. Der Open Source-Code zur Einbettung kann
die Grundlage Ihrer eigenen eingebetteten Waves sein –
vielleicht in einem Unternehmens-Dashboard oder einer
Intranetseite oder sogar in einem Projektmanagement-Tool.

Wave-Protokolle sind offen,
daher kann jeder einen Wave-Client oder einen Wave-Server
in Flash, in Silverlight oder in jeder anderen Technologie
bauen. Diese Technologie muss nur das
Wave Federation
Protocol
unterstützen. Die Vision von
Google umfasst nicht nur eine riesige Wave, sondern
unzählige Waves aller Formen und Größen,
die unabhängig von Google miteinander verbunden sind.
Es gibt keine Notwendigkeit für Google, die Waves zu
kontrollieren. Google muss sie nur indizieren und Werbung
auf Grundlage ihrer Inhalte verkaufen. Da IM vom Internet
abgeschlossen ist, ist ein web-basiertes
Echtzeit-Kommunikationsprotokoll wirtschaftlich sinnvoll
für eine Suchmaschine, die sich auf einen großen
und vielfältigen Informationskorpus für ihren
Erfolg verlässt.

Drittpartei-Entwickler haben
seit Mai Zugang zum Wave-Client und haben diese Zeit
genutzt, um ihre eigenen Robots zu bauen und zu testen.
Gleichzeitig hat Google die zugrunde liegende Plattform und
die Wave-Protokolle verfeinert. Mit Robots, die eine
Verknüpfung zu Messaging-Diensten wie Twitter und
Such-Tools (einschließlich Wolfram
Alpha
) herstellen, muss
viel in den Griff bekommen werden – und Sie können
diese Tools als Teil Ihrer eigenen Gespräche mit
Kollegen nutzen.

Entwickler sind gute
Stresstester, und der erste Wave-Dienst wurde in den
letzten Monaten intensiv getestet. Google ist jetzt
zuversichtlich, dass Wave für ein größeres
Publikum bereit ist, und sollte Ende September die
Türen für ein
umfassenderes Beta-Programm
öffnen.

ZDNet.de Redaktion

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