Dass eine verteilte Datenbank wie DNS sich unglaublich gut eignet, um Internetinhalte zu fälschen, ist spätestens seit der Debatte um das Internetzensurgesetz einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Jetzt hat Google diesen Dienst für sich entdeckt – als Datenkrake.

Googles neuer DNS-Dienst ist auf den ersten Blick perfekt. Er ist für die meisten Nutzer schnell erreichbar. Google hat nicht nur schnelle Überseeverbindungen zum DE-CIX, sondern ist auch direkt mit vielen regionalen Internet-Austauschknoten, etwa dem Münchener INXS, verbunden.

Außerdem liefert Google mit seinen beiden neuen DNS-Servern unter den leicht zu merkenden IP-Adressen 8.8.8.8 und 8.8.4.4 nur „saubere“ Ergebnisse. Über BKA-Sperrlisten wird Google genauso müde lächeln wie über eine Liste aus Nordkorea, Iran oder China. Hinzu kommt die Marktmacht von Google. Im Zweifel wird man sehen, ob sich ein Provider, eine Behörde oder eine Regierung traut, Port 53 der genannten IP-Adressen zu sperren oder umzuleiten und somit eine Schlagzeile wie „Bundesregierung sperrt den Zugang zu Google“ riskieren.

DNS-Fälschungen zu Werbezwecken, wie sie unter anderem T-Online und Kabel Deutschland betreiben, gibt es bei Google auch nicht. Die Nutzung ist kostenlos. Gegen Spoofing-Attacken ist Google bestens gerüstet. Kurzum der ideale DNS-Dienst für jeden, der den DNS-Servern seines Provider aus gutem Grund nicht mehr trauen kann.

Doch der Service hat seinen Preis. Google geht es natürlich um die Erfassung des Nutzerverhaltens. Über www.google.de kann Google nur das ausspionieren, was der Anwender über Google sucht. Wenn ein Nutzer direkt www.example.com eingibt, bekommt Google das nicht mit, sofern sich auf der Seite keine über Google geschaltete Werbung befindet.

Eine Ansatz, dieses „Manko“ zu beheben, ist sicherlich Googles eigener Browser Chrome, der fleißig und ungefragt nach Hause telefoniert. Doch Chrome erreicht nach aktuellen Studien nur zwei bis drei Prozent Marktanteil.

Mit einem eigenen DNS-Service kann Google genau sehen und natürlich speichern, welche IP-Adresse zu welchem Zeitpunkt welche DNS-Adresse aufruft. Dabei ist man nicht mehr auf das World Wide Web beschränkt. VoIP-Telefonate, E-Mails und E-Mule-Server werden genauso zuverlässig erfasst – wobei das letzte Beispiel schon einen potenziellen Kundenkreis für die Daten definiert.

Wenn man nun bedenkt, wie leicht man sich durch Installation einer nützlichen Shareware mit der Google-Toolbar „infizieren“ kann, ist es nur eine kleine Überlegung, dass man schon bald bei der Softwareinstallation auf ein kleines voreingestelltes Häkchen mit einem Text wie „Use high performance DNS to speed up your Internet experience“ achten muss.

Eine regelmäßige Kontrolle der DNS-Einstellungen, etwa mit dem Kommandozeilenbefehl netsh int ip show dnsservers scheint durchaus sinnvoll. Die IP-Adresse 8.8.8.8 hat einen Vorteil: Sie fällt bei einer Kontrolle sofort auf, und man kann erneut freie und unabhängige DNS-Server konfigurieren.

ZDNet.de Redaktion

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