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Nokia sucht nach Orientierung zwischen Android und Gummistiefeln

Bei Nokia rumort es gewaltig. Die Gerüchte über einen Verkauf der Handyfertigung, die angeblich einem Übersetzungsfehler zuzuschreiben waren, haben die ganze Branche aufhorchen lassen. Steht es so schlimm um das finnische Unternehmen? Eine neue Orientierung des Konzerns gibt es auf jeden Fall, sie ist auch schon im Gange, aber laut Nokia-Vorstand Anssi Vanjoki findet sie viel zu langsam statt.

Warum die ganze Aufregung? Der Handyhersteller hat mit sinkenden Absatzzahlen zu kämpfen. So nahm etwa die Zahl der weltweit verkauften Handys gegenüber dem Vorjahr um 8 Prozent ab. Im wichtigen und wachsenden Smartphone-Markt spielt das Unternehmen in der zweiten Liga. Hier wurde die Entwicklung total verschlafen. Konkurrenten wie Samsung oder LG haben die Zeichen der Zeit erkannt und Touchscreen-Geräte entwickelt, die sich am iPhone orientieren und unkompliziert, ja gar intuitiv bedienen lassen.

Einen großen Schreck müssen die Finnen bekommen haben, als sie feststellten, dass Apple im dritten Quartal 2009 mit dem iPhone zum ersten Mal mehr Gewinn einfuhr als sie mit all ihren Handys. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Strategy Analytics machte Apple mit dem iPhone einen operativen Gewinn von 1,6 Milliarden Dollar. Nokia verdiente im gleichen Zeitraum 1,1 Milliarden Dollar.

Das sind genügend Argumente, eine neue Strategie zu fahren – und eventuell sogar einen Konzern umzubauen. Damit hat Nokia schon viel Erfahrung. Ursprünglich stellte das Unternehmen Papiererzeugnisse her, später Gebrauchsgegenstände wie Gummistiefel und Fahrradreifen. Erst durch die Verbindung mit Finnish Cable Works wurde der Grundstein für die Umorientierung zum Technologieunternehmen gelegt.

Die Maßnahmen, die Nokia-CEO Olli-Pekka Kallasvuo ankündigt, sind aber bei weitem nicht so drastisch. So arbeitet Nokia daran, Symbians Benutzeroberfläche bis 2010 signifikant zu verbessern – das ist, da dürften sich alle einig sein, ein zwingend notwendiges Projekt. Symbian ist für Nokia zur Bürde geworden.

Ein Augenmerk wollen die Finnen auf das Linux-Betriebssystem Maemo legen. Dem N900, das gerade in den Handel kommt, soll 2010 ein Maemo-6-Gerät folgen. Doch ob man da nicht auf das falsche Pferd setzt? Warum entwickelt Nokia keine Android-Smartphones? Auch wenn Vorstand Anssi Vanjoki das Google-Betriebssystem nur für einen Hype hält, mit den Geräten und den dazu herunterladbaren Anwendungen wird schon Geld verdient.

Als zusätzlicher Schritt steht die Fokussierung auf die OVI-Umgebung an, Nokias Antwort auf Apples App Store. Außerdem sollen im nächsten Jahr viele Touchscreen- und QWERTZ-Smartphones auf den Markt kommen. Ob all diese Maßnahmen reichen, um den rückläufigen Gewinn und die sinkenden Verkaufszahlen aufzuhalten? Zumindest sind die Finnen jetzt aufgewacht. Bleibt zu wünschen, dass die Bemühungen das traditionsreiche Unternehmen davor schützen, wieder zum Gummistiefel-Hersteller zu werden.

ZDNet.de Redaktion

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