Seit Freitag betreibt Google einen rekursiven DNS-Server, den jedermann benutzen kann. Seit der Debatte um das Internetzensurgesetz ist DNS auch in Deutschland ein politisches Thema. DNS ist eine verteilte Datenbank. Sie funktioniert dezentral, das heißt, jeder Betreiber eines DNS-Servers muss identische Ergebnisse liefern, damit das Gesamtsystem technisch korrekt funktioniert.

Dass man in dieses System eingreifen kann, um bewusst falsche Ergebnisse zu produzieren, ist seit langem bekannt. Solche Fälschungen werden auch praktiziert. So geben T-Online und Kabel Deutschland falsche Ergebnisse zurück, wenn ein Benutzer eine Domain abfragt, die mit www. beginnt, aber nicht registriert ist, etwa www.diese-domain-gibts-nicht.de.

In diesem Fall täuschen die genannten Provider die Existenz dieser Domain vor und leiten den Benutzer auf eine Werbeseite. Sinn und Zweck dieser Fälschungen ist das Generieren zusätzlicher Einnahmen, wenn sich ein Benutzer im Browser vertippt.

In anderen Ländern haben einige Provider versucht, noch weiter zu gehen. Benutzer, die eine existierende Domain eingaben, die mit www. beginnt, wurden einfach auf eine Werbeseite umgeleitet. Diese Versuche wurden allerdings größtenteils nach nur kurzer Zeit wieder eingestellt, weil es zu technischen Störungen kam.

Die Störungen wurden dadurch verursacht, dass www. am Beginn eines Hostnamens nicht bedeuten muss, dass es sich um einen Webserver oder einen ausschließlich als Webserver genutzten Rechner handelt. Wenn auf einem Server, der www.example.com heißt, auch ein Mailserver läuft, führt eine DNS-Falschauflösung möglicherweise dazu, dass Mails nicht zugestellt werden.

Für das Internetzensurgesetz, das zwar aufgeschoben, aber deswegen noch nicht aufgehoben ist, sollen ebenfalls DNS-Fälschungen eingesetzt werden. Wer eine Domain eintippt, die das BKA auf die Sperrliste gesetzt hat, bekommt statt der richtigen Antwort eine sogenannte "Government Enhanced Response" (GER), die den Benutzer auf eine Stopp-Seite führt.

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ZDNet.de Redaktion

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