ZDNet: Organisationen nutzen zunehmend Deep Packet Inspection, sei es, um Gesetze durchzusetzen oder um verhaltensbasierte Werbung zu platzieren. Denken Sie, bei Werbung ist das wirklich notwendig?

Schneier: Ich mag es nicht und denke, es ist ein Eingriff in die Privatsphäre, aber wir leben in einer Welt, in der alles, was legal ist, auch gemacht wird. So lange es erlaubt ist, werden sich also auch Firmen finden, die es tun – sie wären ja verrückt, wenn sie es nicht täten. In den USA sind Carrier und Content getrennt. Vom Carrier wird erwartet, dass er die Inhalte nicht anfasst. Deep Packet Inspection ist in den USA daher eine echte Büchse der Pandora.

ZDNet: In den vergangenen Jahren hat eine ganze Reihe von Ländern – darunter Großbritannien, die USA und die EU – Ressourcen für die Cyber-Kriegsführung aufgebaut. Ist das notwendig?

Schneier: Ich denke, es wäre dumm, sich nicht vorzubereiten. Aber einen „Cyber-Erstschlag“ wird es nicht geben. Die Kollateralschäden wären einfach zu groß.

ZDNet: Meinen Sie, das Internet als Ganzes oder die Internetversorgung für ein bestimmtes Land könnte zum Erliegen gebracht werden?

Schneier: Das ist schwer zu sagen. Das Internet ist einerseits sehr ausfallsicher, andererseits sehr anfällig. Wenn man es wirklich zum Zusammenbruch bringen wollte, ließe sich das sicher bewerkstelligen. Das DNS-System ist ziemlich zerbrechlich. Der Grund, warum es noch nicht getan wurde, ist meiner Ansicht nach, weil man dazu sehr viel Spezialwissen benötigt: Es gibt einfach nur sehr wenige Menschen auf der Welt, die den Internet-Backbone hacken könnten.

Das zentrale Switching-Network besteht aus nur 14 kritischen Knoten. Es kommt zu Ausfällen durch physische Schäden, zum Beispiel durch defekte Unterseekabel. Das Verrückte ist, dass wir immer noch über etwas Entstehendes sprechen. Wenn ein neuer Wurm auf die Welt losgelassen wird, weiß man nicht genau, was er anrichtet. Als „Blaster“ ausbrach, gab es im Nordosten der USA einen Stromausfall, der wahrscheinlich durch den Wurm verursacht wurde. Wahrscheinlich. Wir befassen uns hier mit eng verknüpften Vorgängen in nichtlinearen Systemen. Der schnellste Weg, um herauszufinden, was passieren wird, ist, es auszuprobieren.

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ZDNet.de Redaktion

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