Es war ein Schock für die IT-Branche, als Microsoft im Januar 2009 die Zahlen des zweiten Quartals seines Geschäftsjahres bekannt gab. Zum ersten Mal in der 34-jährigen Geschichte des mächtigen Softwarehauses waren die Zahlen so schlecht, dass es gezwungen war, die Entlassung von bis zu 5000 Mitarbeiter anzukündigen. Im gesamten Fiskaljahr sah es auch nicht besser aus: Erstmals nach 23 Jahren schloss Microsoft ein Geschäftsjahr wieder mit einem Umsatzrückgang ab.
Schnelle Maßnahmen nach schlechten Zahlen sind in den USA üblich, gilt es doch, den Analysten an der Wall Street sofort zu signalisieren, dass man handle und die Situation im Griff habe. Dass sich jedoch der Softwaregigant zu einem derartigen Schritt gezwungen sieht, war bis dahin undenkbar. Erschwerend kommt hinzu, dass vergleichbare IT-Unternehmen wie IBM und Apple, ja sogar die etwas angeschlagenen Häuser Yahoo und Ebay sich in der Krise deutlich besser behauptet haben.
Die Ergebnisse der anderen Branchengrößen machen klar, dass Microsoft seine schlechte Bilanz nicht mit der Finanz- und Wirtschaftskrise erklären kann. Die Probleme sind unübersehbar hausgemacht. Die konjunkturellen Rahmenbedingungen können höchsten als Faktor gewertet werden, der erschwerend hinzukam und sie ans Licht gebracht hat. Wo hakt es beim ehemaligen Musterunternehmen der IT?
Der Hauptgrund für die Misere in Redmond war wohl das Betriebssystem. Trotz fünfjähriger Entwicklungszeit hatte Microsoft es geschafft, mit Windows Vista einen schweren Flop hinzulegen. Das trotz netter Features für den Verbraucher in seinen strukturellen Grundzügen schlecht entwickelte Betriebssystem war vom Start im Jahr 2007 weg ein Rohrkrepierer. Microsoft wollte das lange nicht sehen und versuchte, mit vollmundigen Marketingversprechen darüber hinwegzutäuschen. Der Streit mit Analysten um Details der Zahlen zur Marktdurchdringung machte das Ganze nicht besser, sondern verschlimmerte in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit das Debakel noch, ebenso wie die Erfolge von Apple auf dem Desktop-Markt in den USA.
„Unerträglich langsam und schwere Mängel bei den Gerätetreibern“ – so das Urteil der Branche. Dies führte dazu, dass die IT-Entscheider in den Unternehmen sich fast geschlossen weigerten, Vista einzusetzen. Das war eine schwere Niederlage für das Softwarehaus, das bis dahin seinen Kunden die Migrationszyklen auf neue Betriebssysteme fast nach Belieben vorschreiben konnte. Und da auf neun von zehn weltweit eingesetzten PCs das Betriebssystem Windows läuft, ging mit dem wirtschaftlichen Schaden durch Ausfälle eigentlich schon als sicher geglaubter Einnahmen auch ein erheblicher Imageverlust einher. Solche Flops kann sich ein Unternehmen mit dieser Bedeutung für die Wirtschaft nicht oft leisten.
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