Das ungarische Parlament hat die Verwendung offener Standards für die Kommunikation zwischen Verwaltung, Behörden, öffentlichen Dienstleistern und Bürgern zur Pflicht gemacht. Dazu wurde Artikel LX des Gesetzes zu öffentlichen elektronischen Dienstleistungen modifiziert. Auch Firmen können freiwillig an dem Programm teilnehmen.
Die ungarische Open Standards Alliance (OSA) hatte die Gesetzesänderung angeregt und für sie geworben. Es ist ihr erklärtes Ziel, „monopolfreie Märkte zu fördern, die die Entwicklung austauschbarer und zueinander kompatibler Produkte ermutigen“, was zu einem breiten Angebot führe. Von ähnlichen Vorschriften und Gesetzen hebt sich die ungarische dadurch ab, das sie kein bestimmtes Lizenzmodell vorschreibt. Vielmehr ermöglicht es einen Wettbewerb zwischen offenen und geschlossenen Systemen.
Die praktische Funktion des Gesetzes beschreibt die OSA wie folgt: „Über eine Steckdose kann jedes technische Gerät an den Stromkreis angeschlossen werden. Um einen Kühlschrank oder Fernseher mit Strom zu versorgen, ist kein Spezialwissen erforderlich. Steckt man den Kühlschrank aus und den Fernseher ein, wird der an der gleichen Steckdose wie vorher der Kühlschrank ebenfalls funktionieren. In ähnlicher Weise definiert die ungarische Gesetzgebung zwei Portal-Typen: ein administratives Portal und ein Endanwender-Portal. Sie dienen als verpflichtende Standard-‚Steckdosen‘ für die Kommunikation zwischen Computern.“
Im Detail muss Ungarn noch einige offene Fragen klären – etwa die Definition von offenen Standards. Umstritten ist beispielsweise, ob Microsofts Open-Office-Dateiformate wie .DOCX als offener Standard gelten kann. Sie wurden als proprietäres Format entwickelt, aber im Dezember 2006 von der Ecma standardisiert. Es soll dabei jedoch zu Unstimmigkeiten gekommen sein. Kritiker bemängeln unter anderem, dass die Spezifikation 6000 Seiten lang ist, sodass kaum ein Unternehmen das Format korrekt implementieren könne.
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