Google will künftig Ergebnisse seiner chinesischen Suchmaschine nicht mehr filtern. Grund für die Entscheidung ist ein Hackerangriff auf den Suchanbieter und einige andere US-Unternehmen, dessen Urheber aus China kommen sollen. Als mögliche Konsequenz zieht Google sogar einen Rückzug aus dem chinesischen Markt in Betracht.
Der von Google als „besonders ausgeklügelt“ beschriebene Angriff war nach Unternehmensangaben darauf ausgerichtet, Daten über Bürgerrechtler zu sammeln. Dabei sollen Konteninformationen und Betreffzeilen aus E-Mails von zwei Aktivisten, die Google Mail nutzen, in die Hände der Hacker gefallen sein. Sie hätten aber keinen Zugriff auf Nachrichten bekommen, so Google.
„Die Angriffe, zusammen mit Versuchen, die Redefreiheit im Internet weiter einzuschränken, haben uns dazu gebracht, die Durchführbarkeit unserer Geschäfte in China zu überdenken“, schreibt David Drummond, Senior Vice President für Geschäftsentwicklung im Google-Blog. „Wir haben entschieden, dass wir nicht länger bereit sind, Ergebnisse auf Google.cn zu zensieren.“
Er kündigte an, sein Unternehmen werde in den nächsten Wochen das Gespräch mit der chinesischen Regierung suchen. Ziel sei es, herauszufinden, ob der Betrieb einer ungefilterten Suchmaschine im Rahmen der chinesischen Gesetze möglich sei. „Wir wissen, dass dies eventuell bedeutet, dass wir Google.cn und unsere Büros in China schließen müssen“, heißt es weiter.
In China ist es Google bisher nicht gelungen, den weltweiten Erfolg seiner Suchmaschine zu wiederholen. Nach Zahlen von Comscore aus September 2009 dominiert Baidu den chinesischen Markt mit einem Anteil von 63 Prozent.
Adobe hat bestätigt, dass es ebenfalls Ziel eines Angriffs war, der am 2. Januar entdeckt wurde. „Wir sind mit anderen Unternehmen in Kontakt und untersuchen den Vorfall“, heißt es in einer Erklärung. Es gebe keine Beweise dafür, dass vertrauliche Daten von Kunden oder Angestellten kompromittiert wurden.
Update: Verisign hat eine Parallele der Angriffe zu Attacken im Juli festgestellt. Die Angriffe seien damals folgenlos geblieben, diesmal hätten sie überwiegend Erfolg gehabt. Nicht 20, sondern 34 US-Firmen seien diesmal betroffen. Für einige davon untersucht Verisign die Vorfälle.
Laut zahlreichen chinesischen Twitter-Meldungen ist google.cn weiterhin innerhalb von China erreichbar, obwohl die Suche nicht mehr zensiert wird. Unter dem Begriff ‚tiananmen massacre‘ listet der chinesische Ableger der größten Internetsuchmaschine auch Informationen zu den von der chinesischen Regierung 1989 gewaltsam niedergeschlagenen Studentenprotesten auf.
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