Wohin man auch schaut: Überall ist von Wissensgesellschaft, Informationsflut und allgegenwärtigem Informationszugriff die Rede. Für Firmen sei es nicht mehr das Problem, etwas zu wissen, sondern all das, was sie als Organisation in ihrem Wissensschatz gehortet haben, zu ordnen und zugreifbar zu machen. Privatpersonen stehe mit Suchmaschinen und Online-Nachschlagewerken das Wissen der Welt ohnehin nahezu überall und fast kostenfrei zur Verfügung.
Außer vielleicht, sie nehmen gerade an einer Umfrage teil. Etwa an der, die kürzlich die PR-Agentur Lewis unter 1000 Britinnen und Briten durchgeführt hat. Dann zeigt sich die Kehrseite des Wissens in der Cloud: Die Leere im Kopf.
Wichtige Personen und Begriffe aus der IT-Branche kamen nicht gut weg. So dachten etwa neun Prozent, Tim Berners-Lee sei der Chef des britischen Geheimdienstes. Jeweils fünf Prozent nahmen an, er sei Arktisforscher oder der erste britische Raumfahrer gewesen.
Apple-Boss Steve Jobs, laut dem US-Wirtschaftsmagazin Fortune immerhin der „CEO des Jahrzehnts„, hielten zehn Prozent für einen Gewerkschaftsführer, 20 Prozent der Befragten für einen Spieler der zweiten englischen Fußballiga. Ob dort im Winter im Rollkragenpulli gespielt wird, ist mir nicht bekannt …
Jobs‘ großer Gegenspieler Bill Gates ist wesentlich bekannter. 88 Prozent wussten, dass er der Gründer von Microsoft ist. Doch auch über ihn kursieren irrige Annahmen: Drei Prozent hielten ihn für einen Schauspieler und zwei Prozent sahen in ihm einen der Beteiligten am legendären Eisenbahnraub im August 1963.
Aber nicht nur Personen, auch Begriffe aus der IT sind vielen Otto-Normal-Briten nicht geläufig. Sechs Prozent vermuteten hinter der Abkürzung VHD (für Virtual Hard Disk) eine ansteckende Sexualkrankheit, vier Prozent verwechselten Phishing mit einer besonderen Angeltechnik der Einwohner Grönlands. Die Abkürzung SaaS (Software as a Service) stand für 20 Prozent für „Special Aviation and Army Squadron“ – was immer das auch sein könnte. Weitere sechs Prozent verbanden „SaaS“ mit einer Popgruppe der Achtziger Jahre.
Wenig erstaunlich: Begriffe, die mit der Alltagswelt der privaten Anwender zu tun haben, schnitten etwas besser ab. Nur elf Prozent der Befragten konnten kein soziales Netzwerk nennen. Facebook ist bei 72 Prozent bekannt, Twitter dagegen nur bei zwölf Prozent.
Natürlich gibt es auch an der Umfrage Kritikpunkte. Erstens stammt sie von einer PR-Agentur. Da ist es vielleicht nicht außergewöhnlich überraschend, dass eine mögliche Schlussfolgerung aus den Ergebnissen ist, dass IT-Firmen mehr PR brauchen.
Zweitens: Ich wäre mal gespannt, wie die Antworten bei einer vergleichbaren Umfrage zu Personen und Begriffen aus anderen Branchen, sagen wir mal der Automobilbranche aussehen würden. Ob wirklich jeder wüsste, dass Ford keine deutsche Firma ist, wie Daimler-Mercedes-Benz-Chrysler jetzt gerade genau heißt und wer Chef des Konzerns ist, oder das Otto nicht nur die Ostfriesenwitze, sondern auch den Verbrennungsmotor optimiert hat? Egal, unterhaltsam ist das Video zur Umfrage allemal. Viel Spaß damit!
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