Oracle hat Sun Microsystems für mehr als 7 Milliarden Dollar übernommen. Damit ist der auf Datenbanken und Unternehmenslösungen spezialisierte Softwarehersteller ab sofort auch auf dem Hardwaremarkt vertreten. Eine offizielle Stellungnahme durch Oracle-CEO Larry Ellison wird heute Abend auch per Webcast ausgestrahlt werden.
Als Anbieter von Servern, Speicherlösungen und Prozessoren konkurriert Oracle künftig direkt mit Firmen, die bisher teilweise seine Datenbank auf ihren Lösungen aufspielten und also Vertriebspartner waren. Neben den Erzrivalen IBM werden künftig alle großen Anbieter treten, die die Konsolidierung überstanden haben: beispielsweise Hewlett-Packard, Cisco und EMC.
Oracle selbst schreibt auf seiner Website zu seinem neuen Portfolio: „Mit dem neu hinzugekommenen Angebot an Servern, Storage, Sparc-Prozessoren, dem Betriebssystem Solaris, Java und der Datenbank MySQL sowie Oracles Bestand an Datenbanklösungen, Middleware und Geschäftskundensoftware planen wir, offene und integrierte Systeme zu bauen und auszuliefern – Systeme, wo jeder Baustein sitzt und alle Rädchen ab Werk ineinandergreifen. Jede Schicht des Stapels wird so angelegt sein, dass sie die Leistung verbessert, Innovationen erleichtert und zentrales Management ermöglicht. IT wird so vorhersehbarer, leichter zu warten und sicherer werden – zum Vorteil der Kunden.“
Den Abschluss der schon lange öffentlich angestrebten Übernahme machte die EU erst in der vergangenen Woche möglich. Die europäischen Kartellwächter schrieben in ihrem Abschlussurteil, Oracle habe ihre Bedenken zerstreuen können: Auf dem High-End-Datenbankmarkt konkurriere Suns MySQL gar nicht mit Oracles Datenbanklösung, und im Low-End-Markt könnte gegebenenfalls ein Fork von MySQL das Angebot an Open-Source-Lösungen ergänzen, das mit PostgreSQL schon sehr gut sei. Auch um Java habe man keine Angst: Mit Restriktionen der quelloffenen Plattform würde sich Oracle ins eigene Fleisch schneiden.
„Ich ziehe den Hut vor einem der größten Kapitalisten, den ich je getroffen habe: Larry Ellison“, schrieb Geschäftsführer Scott McNealy gestern in einem Abschiedsbrief nach 28 Jahren an die Belegschaft von Sun. „Um ehrlich zu sein: Dies ist keine Mail, die ich als Gründer gerne schreibe. Sun hätte meiner Auffassung nach der große und überlebende Konsolidierer sein müssen. Aber ich liebe die Ökonomie und den Kapitalismus mehr als mein Unternehmen.“
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