Google Buzz: Droht der nächste Flop?


Mit Buzz will Google um den Werbemarkt der Zukunft kämpfen, der sich nach Ansicht vieler Experten in Soziale Netzwerke verlagert. Doch die Erfolgsaussichten für den neuen Dienst sind alles andere als rosig. Ein Blick in die Vergangenheit verrät, dass sich vermeintliche Marktführer schwer tun, wenn sie einem Trend folgen wollen.

Buzz erweitert Google Mail um Social-Networking-Funktionen. Der Service zeigt Status-Änderungen von Kontakten an und ermöglicht den Austausch von Fotos und Videos. So weit, so gut: Aber kommt Google mit diesen Funktionen nicht ein wenig spät? Platzhirsch Facebook verfügt mit 400 Millionen Nutzern über eine Marktmacht, an der sich Google möglicherweise die Zähne ausbeißen wird. Das Echo auf die Vorstellung von Google Buzz fiel weltweit jedenfalls nicht übermäßig euphorisch aus. Im Gegenteil: Angesichts der Tatsache, dass der Internet-Gigant mit seinen bisherigen Social-Network-Lösungen Orkut und Wave wenig erfolgreich war, zeigen sich Branchenbeobachter überwiegend skeptisch.

Zudem bläst dem einstigen Liebling der Internet-Gemeinde, der als Gegenpol zum mächtigen Microsoft mehrheitlich wohlwollend betrachtet wurde, seit geraumer Zeit kräftig Gegenwind ins Gesicht. Sobald es um die Realisierung neuer Projekte geht, die die Allgemeinheit und nicht nur technikaffine Zielgruppen berühren, kommt es, wie im Fall von Streetview, zu massiven Problemen und Protesten. Vor allem Datenschützer warnen vor den „vermeintlich“ kostenlosen Angeboten des Internetkonzerns, die der Anwender zwar nicht mit Geld, dafür aber mit seiner Identität bezahlt. Die Daten der Anwender sind Googles Kapital. Das ist auch bei Facebook nicht anders.

Abseits datenschutzrechtlicher Probleme, die im Zeitalter des digitalen Exhibitionismus viele Anwender sowieso nicht interessieren, sprechen aber noch andere Faktoren gegen einen Erfolg von Google Buzz. Als Konkurrenz zu Facebook erlaubt der neue Dienst keine Anbindung an Nutzeraktivitäten des Branchenführers. Viele Experten führen dieses Manko als Hauptargument für einen erwarteten Misserfolg von Google Buzz ins Feld.

Dabei könnte Google aus der Vergangenheit lernen: Die Unterstützung des MP3-Formats durch Microsoft erinnert an die Facebook-Ignoranz von Google Buzz. Obwohl die Anwender mehrheitlich die Vorteile der vom Fraunhofer Institut erfundenen Audio-Komprimierung erkannten, konnte der in Windows integrierte Media Player zunächst keine MP3s erzeugen. Nach dem Willen Microsofts sollten die Anwender das hauseigene WMA-Format (Windows Media Audio) verwenden. Doch die Würfel waren zugunsten des MP3-Formats längst gefallen. 2004, drei Jahre nach Erscheinen des ersten iPods, hatte es dann auch Microsoft begriffen und rüstete den Windows Media Player mit MP3-Encoding-Funktionen aus. Trotz der Marktmacht des Windows-Herstellers ist es ihm nicht gelungen, sich gegen den Willen der Nutzer durchzusetzen.

Eine ähnliche Erfahrung musste auch Intel machen, als es um die Einführung von Rambus-Speicher ging. Als Standards setzender Global Player war es Intel gewohnt, dass die Hardware-Hersteller der Rambus-Vorgabe ohne Murren folgen würden. Doch es kam anders. Anstelle von Rambus konnte sich das preiswertere Double Data Rate Memory (DDR), auf das der Intel-Konkurrent AMD setzte, am Markt behaupten. Und das, obwohl Intel bei der Durchsetzung eigener Interessen in der Vergangenheit nicht gerade zimperlich mit seinen Partnern umging.

Alles in allem erscheint Google Buzz im Vergleich zu Facebook wie Microsofts WMA zu MP3: zu spät dran und nichts Neues. Interessant dürfte es werden, sobald Facebook einen eigenen E-Mail-Dienst anbietet. Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte der Kampf um die Vorherrschaft in Sozialen Netzwerken und damit dem Werbemarkt der Zukunft neue Fahrt aufnehmen. Die Ignoranz von Google Buzz bezüglich Facebook-Konten könnte dann ebenfalls ein Ende finden.

ZDNet.de Redaktion

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