Apple nennt Gründe für Anti-Sex-Kampagne im App Store

Apple hat erstmals zur kürzlich bekannt gewordenen Entfernung erotischer Anwendungen aus dem App Store für iPhone und iPod Touch Stellung bezogen. Marketing-Chef Phil Schiller erklärte in einem Interview mit der New York Times, dass es dabei hauptsächlich um den Jugendschutz gehe.


Die iPhone-Applikation von Sports Illustrated ist nach wie vor im App Store zu finden (Bild: Apple).

Einige wenige Entwickler hätten in den vergangenen Wochen eine „wachsende Zahl von Apps mit sehr fragwürdigem Inhalt“ veröffentlicht. „Wir haben Kundenbeschwerden von Frauen bekommen, die die Inhalte für entwürdigend und fragwürdig halten. Eltern waren entsetzt darüber, was ihre Kinder alles zu sehen bekamen“, sagte Schiller.

Entwickler kritisieren laut New York Times die Zensurmaßnahme und Apples kaum durchschaubare Kriterien, wann eine Applikation für den App Store tauglich oder untauglich ist. In dem Bericht wird ein Entwickler zitiert, dessen 50 Programme komplett von der Site entfernt wurden. Eine davon sei bereits seit Juni 2009 im Store gewesen. „Es ist hart, von einem guten Verdienst plötzlich auf Null zurückzufallen“, sagt Fred Clarke von „On the Go Girls“.

Wally Chang von Donoma Games, das keine Sex-Applikationen im Programm hat, begrüßt die Maßnahme von Apple hingegen. Die anstößigen Programme hätten den Shop unübersichtlich gemacht. Allerdings hält auch er die Auswahlkriterien des Shops für undurchschaubar: „Apple muss transparenter sein und die Regeln sowie deren Anwendung auf den Shop den Entwicklern mitteilen.“

Als Beispiel für die anscheinende Willkür bei der Programmauswahl für den App Store nennt die New York Times Applikationen des Playboy und von Sports Illustrated. Trotz der relativ freizügigen Darstellung von Bikini-Models wurden sie im Gegensatz zu ähnlichen Apps anderer Anbieter nicht aus dem Shop entfernt.

Laut Marketing-Chef Schiller berücksichtigt Apple hier Quelle und Absicht einer Applikation: „Der Unterschied ist, dass es hier um bekannte Unternehmen geht. Deren Material wurde bereits publiziert und ist in einem gut eingeführten Format erhältlich.“

Apple war schon früher rigoros gegen in irgendeiner Weise „anstößige“ Anwendungen vorgegangen. Ein Grund könnte sein, dass sich die Jugendschutzeinstellungen von iTunes nicht mit iPhone und iPod synchronisieren lassen. Bekannt wurde zum Beispiel das Vorgehen gegen den E-Book-Reader Eucalyptus, den Apple zunächst ablehnte, weil man mit ihm das altindische Liebesbuch „Kamasutra“ lesen konnte.

Unter den Bann fiel auch das Wörterbuch Ninjawords, weil es angeblich „anstößige“ Begriffe enthielt. Die musste der Benutzer allerdings selbst aktiv eingeben, um sie zu finden – wie in jedem Wörterbuch.

ZDNet.de Redaktion

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