Die CeBIT hatte auch 2010 wieder Themen, die Politiker und selbst ernannte oder fremd definierte Branchenprominenz angezogen, und damit für Medienpräsenz gesorgt haben: Die Broadband World in Halle 13 trommelte einmal mehr für den Breitbandausbau, zeigte auch einige Lösungsszenarien und Vorteile, blieb aber die meisten Fragen nach der konkreten Umsetzung und Finanzierung vorerst schuldig. Nahezu dasselbe gilt – leider auch dieses Jahr – für das Green-IT-Forum in Halle 9. Da wäre in beiden wieder mal mehr drin gewesen.

In der Webciety wurde auch 2010 fleißig darüber diskutiert, wie Internet und neue Technologien Gesellschaft und Wirtschaft verändern. Noch brät die Webciety aber zu sehr im eigenen Saft: Über echte Trends muss man nicht diskutieren, sie passieren einfach, vor allem in der Welt der Verbraucher. Die angebliche Avantgarde dagegen lädt sich ständig selbst gegenseitig ein, followt sich und verfacebookt sich gegenseitig um sich dann auf all diesen Wegen gegenseitig dazu zu beglückwünschen, wie innovativ sie ist. Das ist natürlich auch ein Geschäftsmodell – aber eben ein begrenztes.

Diese Kritik soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in dem Webciety-Bereich durchaus interessante Dinge zu sehen gab – wobei die spannendsten allerdings von so einem alteingesessenen und scheinbar langweiligen Konzern wie der Telekom stammten. Deren Tochter T-Mobile Multimedia Systems hatte nicht nur den aufsehenerregendsten Stand, der ständig von Amateurfotografen umlagert war, sondern auch spannende Einblicke in die nahe Zukunft zu bieten.

Das Messekonzept für 2010 klingt gut. De facto ändern wird es wahrscheinlich aber nicht viel: Nur wenige, die dieses Jahr in Halle 22 die Intel Extreme Masters besuchten und bei der CeBIT Sounds musikalischen Nachwuchshoffnungen lauschten, werden sich ernsthaft für die Geldzählmaschinen in Halle 11, Standardsoftware in Halle 5 oder die Werbebemühungen Ägyptens als Outsourcing-Standort in Halle 3 interessiert haben.

Diese Besucherströme in CeBIT pro und CeBIT life zu unterteilen, ist daher nur logisch. Dann muss sich auch der eine oder andere Aussteller nicht mehr anpöbeln lassen, weil er auf die freche Forderung von Passanten nach „hochwertigen Give-aways“ nur mit einem Kugelschreiber reagieren kann. Wie gesagt: Das Konzept klingt gut. Jetzt kommt es darauf an, dass es auch gut umgesetzt wird – und vielleicht etwas zügiger als dieses Jahr, wo viele Programmpunkte erst in letzter Minute feststanden.

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ZDNet.de Redaktion

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