ICANN berät erneut über Porno-Domain

Am kommenden Freitag wird die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), die oberste Web-Verwaltung, erneut über den Vorschlag der Organisation ICM Registry diskutieren, eine Porno-Domain einzuführen. Nach dem Willen der ICM Registry sollen Seiten mit pornografischen Inhalten künftig statt oder zusätzlich zu einer .com-Domain eine .xxx-Domain erhalten.

In einem Telefoninterview sagte ICM-Präsident Stuart Lawley, dass sein Einspruch gegen die Ablehnung der ICANN von 2007 erfolgreich war. Das habe den Weg für eine erneute Prüfung des Vorschlags geebnet. Die Einführung einer Porno-Domain war davor bereits 2000 und 2006 von der ICANN abgelehnt worden.

Lawley erklärte in dem Interview: „Es ist kein großes Geheimnis, dass es viele jugendgefährdende Inhalte im Internet gibt. Es ist nicht meine Aufgabe und auch nicht die Aufgabe der .xxx-Domain, diese zu beseitigen.“ Er hoffe, „dass Anbieter von Erwachsenen-Unterhaltung sie zu ihrer Wunsch-Domain machen, wegen der Vorteile, die sie bietet.“

Die .xxx-Domain sei ein Versuch der glaubwürdigen Selbstkontrolle, indem man mit anderen Betroffenen zusammenarbeite. Websites für Erwachsene unter der .xxx-Domain würden sich an strikte Vorgaben halten wie dem Verbot von Kinderpornografie und von Schadsoftware. Betreiber müssten diese Sites mit maschinenlesbaren Tags kennzeichnen. Dadurch entstehe eine „Win-Win-Win-Situation“ für Anbieter, Kunden und Eltern, die ihre Kinder vor jugendgefährdenden Inhalten schützen wollten.

Einwände gegen die Porno-Domain gab es schon 2005. Das konservative amerikanische Family Research Council argumentierte damals, dass Anbieter „durch die .xxx-Domain noch mehr Möglichkeiten bekommen, unsere Haushalte, Bibliotheken und die gesamte Gesellschaft mit Pornografie zu überschwemmen.“

Bürgerrechtsgruppen wie die American Civil Liberties Union (ACLU) befürchten, dass auch politisch missliebige Inhalte in eine .xxx-Domain gezwungen werden könnten. Ein Sprecher sagte 2004: „Es gibt Staaten auf der ganzen Welt, die ganz gewiss versuchen werden, Websites in die .xxx-Domain zu treiben, oder Sites zu sperren, die sie als irgendwie anstößig ansehen.“

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

2 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

3 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

3 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

3 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

4 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

5 Tagen ago