Den so genannten „Location-based Services“ (LBS) sagen alle Experten eine große Zukunft voraus – was nicht schwer ist, liegt es doch auf der Hand, dass mit der zunehmenden Anzahl von Smartphones und höheren Bandbreiten auch das Interesse deren Besitzer zunimmt, die Geräte auf neue Art zu nutzen. Um die hohen Erwartungen erfüllen zu können, sind jedoch noch manche Klippen zu umschiffen.
Einige Location-based Services können Informationen, etwa Mitteilungen, Fotos oder Videos, mit einer Position versehen und an Social Networks weitergeben, um die dort publizierten Inhalte anzureichern. Das sind Dienste wie Foursquare, wo Nutzer Tipps vor allem zur Gastronomie abgeben und sich bei regelmäßigem Besuch von Lokalen belohnen lassen können, oder Brightkite, von wo sich Mitteilungen parallel in Facebook und Twitter absetzen lassen. Gleichzeitig können Nutzer sehen ob andere in der Nähe sind und eventuell mit diesen kommunizieren.
In dieselbe Richtung geht auch Twitter mit seiner schon länger erwarteten, aber soeben erst eingeführten Funktion zur Lokalisierung von Tweets. In Deutschland sind solche Dienste erst sehr wenig verbreitet.
Ein weiteres Problem stellt die Standortbestimmung dar. Sie ist zwar via GPS, GSM, UMTS oder WLAN möglich, je nach beabsichtigtem Zweck aber unzureichend genau. Ferner gibt es in Deutschland immer die Frage des Datenschutzes und der Privatsphäre. Will man wirklich, dass andere ständig nachverfolgen können, wo man sich gerade befindet?
Der sich selbst als „Mobile Social Community“ bezeichnende deutsche Dienst Aka-Aki bietet daher einen Tarnkappenmodus, der sich per Tastendruck auf dem Telefon aktivieren lässt. Tut man das nicht, zeigt er Informationen über die Menschen an, die den Besitzer gerade umgeben – sofern diese ihn ebenfalls nutzen. Über die Anzeige von Fotos, gemeinsamen Freunden und Interessen sollen sich Anknüpfungspunkte für neue Kontakte bieten.
Der „Mobile Concierge“
Schließlich gibt es inzwischen – sei es nun für das iPhone, Blackberry-Smartphones oder andere Modelle – eine Vielzahl von Anwendungen, die sich an bestimmten Orten sinnvoll nutzen lassen. Mittlerweile sind es aber schon so viele, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Nutzer gerade dann, wenn er sie brauchen könnte, die für ihn passende Anwendung auch findet und tatsächlich herunterlädt, immer kleiner wird.
Hier positioniert die Telekom ihren „Mobile Concierge“. Der Dienst wurde auf der CeBIT von T-Systems Multimedia Solutions vorgestellt und soll Anfang nächsten Jahres verfügbar werden. Dahinter steckt die Idee, Nutzern beim Wechsel vom GSM in einen der mehreren tausend T-Mobile-WLAN-Hotspots die für diesen Ort passenden Anwendungen auf das Mobiltelefon zu pushen. Genaugenommen wird dabei nicht die gesamte Anwendung, sondern nur ein Icon übertragen. Verlässt der Nutzer den WLAN-Bereich, verschwindet auch das Icon wieder.
Lars Vogel, Programm Manager New Business Development bei T-Systems Multimedia Solutions, favorisiert ohnehin Web-Anwendungen. Diese haben aus seiner Sicht mehrere Vorteile: Beispielsweise sind sie plattformunabhängig und lassen sich einfacher und ohne Download bereitstellen.
Interessant für den Netzbetreiber ist, dass die Nutzung der vorgeschlagenen Anwendungen über das mit mehr Bandbreite ausgestattete WLAN und nicht die möglicherweise dafür wenig geeignete Mobilfunkverbindung geschieht. Nutzer soll der Dienst nichts kosten. Als Anwendung sind laut Vogel Kaufempfehlungen aus der direkten Umgebung sowie Messe- oder Umgebungsinformationen möglich. Eine Beispielanwendung bietet etwa Informationen über den Flughafen Frankfurt.
Unternehmen könnten Kunden mit diesem Location-based Service mit Informationen versorgen, ohne in neue Hardware investieren zu müssen. Notwendig ist allerdings, eine Anwendung zu erstellen und diese zu verwalten. Das soll T-Systems Multimedia Solutions übernehmen. Die Kosten dafür liegen vorerst im mittleren fünfstelligen Bereich, so dass als erste Anwender sicherlich nur regional oder besser noch deutschlandweit agierende Ketten in Frage kommen. Denkbar sind daneben auch Gruppen von Firmen, die sich mit gemeinsamen Interesse zusammentun, etwa auf einem Flughafen, einem Bahnhof oder einem Einkaufszentrum.
Eine weitere Hürde ist die Einwilligung des Mobiltelefonbesitzers. Wie genau das Opt-In aussehen soll und rechtlich aussehen muss, ist derzeit noch nicht festgelegt. Schließlich müssten sowohl die Telekom-Hotspots ausgerüstet als auch die von T-Mobile vertriebenen Handys mit einer Software ausgestattet werden. Aber dafür ist ja fast ein Jahr Zeit.
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