Videokonferenzen: eine echte Alternative zur Geschäftsreise?


Cisco Systems installiert Full-HD-1080p-Technik schon seit Oktober 2006 konsequent in seinen Telepresence-Video-Studios. Das im Bild gezeigte Resultat ist fast 300.000 Euro teuer (Foto: Cisco).

Hoch spezialisierte, komplette Ein- und Mehrschirm-Video-Konferenz-Systeme gibt es von Cisco, HP, Huawei, LifeSize, Polycom, Radvision, Tandberg, Siemens, Sony, Vidyo, VCON und weiteren. Cisco hat schon im Oktober 2006 ein richtungsweisendes Video-Raum-System (CTS 3000) für 299.000 Dollar angekündigt, von dem noch heute jeder etwas lernen kann, der sich mit großen oder kleinen Videolösungen ins rechte Licht setzen will.

Beim Cisco Telepresence System 3000 für sechs Personen werden drei 65 Zoll große Full-HD-Plasma-Fernseher samt Full-HD-Kameras in einem Konferenzraum installiert. In diesen Räumen ist das komplette Layout von der Möblierung über Voice- und Video-Technik bis hin zu Wandfarben und passender Beleuchtung genau definiert.

Entfernte Gesprächspartner wirken lebensgroß auf den drei Full-HD-Monitoren, konferenzunterstützende Dokumente und Powerpoint-Folien werden unterhalb der HD-Video-Monitore angezeigt, und die Hi-Fi-Mikrofone regeln sich automatisch so ein, dass ein sehr lebensnahes, räumliches Klangbild entsteht. Es fühlt sich an, als wären die entfernten Personen live im Raum präsent, daher der Name Telepräsenz-Systeme. Da alle Cisco-CTS-3000-Räume weltweit optisch fast identisch aufgebaut sind, passt die eigene Raumhälfte, etwa in München, auch immer zur entfernten, virtuellen Raumhälfte, beispielsweise in London. So wirken beide Hälften mit jeweils sechs Personen dann wie ein einziger Raum mit 12 Personen.

MPLS-Vernetzung mit 15 MBit/s

Die Anbindung eines Telepresence-Studios an das interne und externe Netzwerk lässt sich so berechnen: Würde ein 1080p-Full-HD-Bild mit 1080 mal 1920 Pixeln 30 Mal pro Sekunde ohne Kompression übertragen, bräuchte man dazu eine Leitung mit 1,5 GBit/s. Das wäre viel zu teuer. Mit der H.264-Video-Kodierung kann man den Full-HD-Videostream auf 4 MBit/s reduzieren, ohne viel Bildqualität zu verlieren. Bei drei Kameras und drei Plasma-Displays werden also 12 MBit/s benötigt, und zwar symmetrisch, in beide Richtungen. Dazu kommen noch drei Tonkanäle mit jeweils 64 KBit/s, etwas Bandbreite für die begleitende Dokumentenübertragung sowie der Netzwerk-Overhead. In Summe sollten für drei Full HD Streams in bester 1080p-Qualität deshalb symmetrische Leitungen mit 15 MBit/s im Upstream und im Downstream zur Verfügung stehen. Gibt man sich mit der kleineren HD-720p-Fernsehqualität pro Telepresence-Monitor zufrieden, reichen auch 4,5 MBit/s.

Natürlich lässt sich auch direkt vom Arbeitsplatz, Privathaus oder Home-Office eines Mitarbeiters ein Ein-Schirm-720p-Display mit 1,5 MBit/s in ein Video-Meeting zuschalten oder mit einem anderen Ein-Schirm-Teilnehmer mit 1,5 MBit/s verbinden. Das gilt nicht nur für Cisco-Video-Endpunkte, sondern für alle technisch kompetenten Marktteilnehmer.

Neben der schieren Bandbreite kommt es auf weitere Quality-of-Service-Faktoren an: Cisco empfiehlt für Full-HD-Video-Meetings Leitungen mit höchstens 150 Millisekunden Latenz, 10 Millisekunden Jitter und 0,05 Prozent Paketverlust. Da selbst ein guter VDSL-50.000-Anschluss in unmittelbarer Nähe eines Multifunktionskastens der Deutschen Telekom solche Werte nicht garantieren kann und im Upstream sowieso nur 10 MBit/s nominal schafft, werden Video-Meeting-Studios von Cisco, HP, Tandberg oder Polycom in der Praxis oft über private WAN- oder MPLS-Netze (Multi Protocol Label Switching) miteinander verbunden. BT Global Services etwa betreibt ein sehr großes MPLS-Netz und verbindet laut eigenen Angaben etwa die weltweiten Standorte von Nestlé mittels Cisco-Telepresence-Systemen.


Drei-Display-Studios werden oft über private WAN oder MPLS-Netze vernetzt, Ein-Schirm-Video-Lösungen in Niederlassungen über Metro Ethernet und in privaten Häusern über xDSL mit IPSec VPN (Grafik: Cisco).

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ZDNet.de Redaktion

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