Großbritannien: Unterhaus stimmt für Gesetz zu Internetsperren

Das britische Unterhaus hat mit einer deutlichen Mehrheit für die Annahme eines Gesetzentwurfs zu Internetsperren gestimmt. Das meldet die britische Zeitung Telegraph. Das Digital Economy Bill genannte Gesetz wurde in der dritten Lesung mit 189 zu 47 Stimmen angenommen. Es sieht unter anderem vor, dass bei mehrmaligen Verstößen gegen das Urheberrecht Zugangssperren gegen Nutzer verhängt werden können.

Nach den Vorstellungen der britischen Regierung soll das Gesetz die digitale Wirtschaft des Landes ankurbeln, indem es die Interessen der Rechteinhaber schützt. So wird es künftig möglich sein, Websites, die unerlaubt urheberrechtlich geschützte Inhalte anbieten, ohne Gerichtsverfahren vom Netz zu trennen.

Bevor das Gesetz in Kraft treten kann, muss es noch vom Oberhaus abgesegnet werden. Die Zustimmung des House of Lords gilt aber als wahrscheinlich, da der Entwurf von den Abgeordneten der Kammer stammt.

Allerdings regt sich inzwischen erster Widerstand gegen das Digital Economy Bill. Der britische Internet Service Provider TalkTalk kündigte in seinem Blog an, ohne gerichtliche Anordnung niemals Kundendaten an Rechteinhaber herauszugeben. „Wenn wir angewiesen werden, einen Zugang wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen zu sperren, werden wir uns weigern und den Rechteinhabern sagen, dass wir uns vor Gericht sehen“, schreibt Andrew Heaney, Executive Director für Strategien und Regulierung bei TalkTalk.

Großbritannien wird voraussichtlich das zweite europäische Land sein, das Internetsperren einführt. In Frankreich wurde ein entsprechendes Gesetz im Herbst 2009 verabschiedet und kurz darauf auch vom Verfassungsgericht genehmigt.

Gegner von Internetsperren sagen, dass eine Trennung vom Internetzugang mit einer Sperre der Wasser- und Stromversorgung gleichzusetzen sei. Das Internet werde benötigt, um Rechnungen zu zahlen, per E-Mail zu kommunizieren oder zu telefonieren. Die Rechteinhaber hingegen sehen eine einfache Lösung für das Problem: Nutzer sollen keine digitale Musik, Filme, Spiele oder Software illegal herunterladen.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

2 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

3 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

3 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

3 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

4 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

5 Tagen ago