Scheidender Amazon-Manager kritisiert Musikindustrie

Scott Ambrose Reilly, der drei Jahre lang bei Amazons Musik-Abteilung gearbeitet hat, wechselt zu den E-Book-Readern in die Kindle-Sparte. Zum Abschied spottet er über seine Weggefährten:
„Ein paar von Euch waren furchtbare Nervensägen“, schreibt Reilly in seiner Abschieds-E-Mail, die an Kollegen und Geschäftspartner ging. Sie liegt CNET News.com vor. „Ihr solltet gelegentlich darüber nachdenken, wie man unsere Branche zu einem besseren Ort macht. Hört Euch vielleicht ‚If I can dream‚ von Elvis an, wenn Ihr ins Büro fahrt. Die Musikbranche und die ganze Welt brauchen mehr positive Energie.“


Scott Ambrose Reilly (links) offenbart Unzufriedenheit mit der Musikindustrie (Youtube-Screenshot: News.com)

Reilly arbeitete früher als Manager für den Musik-Abodienst eMusic. Als Senior Manager für digitale Musik bei Amazon war Reilly für Verträge über Inhalte und das Tagesgeschäft zuständig. Außerdem half er bei den Beziehungen zu den Labels.

Er schreibt in seiner E-Mail, besonders stolz sei er darauf, dass er den Konkurrenten iTunes bei den Songpreisen am Kragen gepackt habe. Reilly: „11,5 Millionen Tracks sind in sechs Ländern erhältlich – alle ohne DRM (Digital Rights Management). Vor drei Jahren hätte das keiner für möglich gehalten. Wie könnte ich nicht auf unseren ‚Daily Deal‘ stolz sein. Er war so erfolgreich, dass er sogar das Cupertino-Monster geärgert hat.“

Das „Monster“ ist offensichtlich Apple, das seinen Firmensitz in Cupertino (Kalifornien) hat. Letzten Monat hatte das Billboard-Magazin berichtet, dass Apple auf die Plattenfirmen Druck ausübe. Sie sollten Amazons „Daily Deal“ („Deals der Woche“) nicht mehr unterstützen, bei dem einzelne Titel am Erscheinungstag zu reduzierten Preisen angeboten und stark beworben werden.

Amazon hat sein MP3-Geschäft im September 2007 gestartet. Im April 2009 öffnete der Online-Musikshop auch für deutsche Kunden. Schon davor, im Januar 2008, wurde Amazon zum ersten Musikanbieter, der Stücke der großen Plattenlabels ohne Kopierschutz anbot.

Bei der Preisgestaltung war Amazon iTunes voraus. Schon vor Apple führte es variable Preise ein und verkaufte – zumindest am Anfang – ältere Songs für weniger als den iTunes-Standardpreis von 99 Euro-Cent. Laut informierten Kreisen aus der Musikindustrie hat Amazon die Preisreduktion eigenständig beschlossen. Die Labels setzten keine Mindestpreise fest. So lange wie ein Verkäufer den vereinbarten Paketpreis bezahle, könne er so viele einzelne Songs mit Verlust verkaufen, wie er wolle, sagt ein Insider.

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ZDNet.de Redaktion

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