Cloud Computing: Die meisten Anbieter sind noch nicht so weit

Bei Amazon kann zwar mittlerweile der Standort des Rechenzentrums ausgewählt werden, dennoch richtet sich das Angebot des Pioniers im Bereich Infrastructure-as-a-Service aus Sicht der Experton Group immer noch primär an Kunden auf dem US-Markt und an Internetunternehmen. Ähnliches gilt für Google.

Von den sich derzeit als Cloud-Provider positionierenden Server-Anbietern hat in den Augen der Experton-Analysten bislang nur IBM ein ernstzunehmendes Angebot. Bei HP und Fujitsu fehle es trotz vieler Lippenbekenntnisse an belastbaren Angeboten, die sich für die Praxis eigneten. Dell geht einen etwas anderen Weg: Statt selbst als Cloud-Provider aufzutreten wollen die Texaner Kunden mit einer neuen, darauf ausgelegten Server-Reihe helfen, eigene Clouds aufzubauen.

In vielen Fällen mangelt es noch an der Erfüllung für Cloud Computing ganz essentieller Merkmale, etwa einfacher Skalierbarkeit sowie transparenter Abrechnungs- und Preismodelle auf Pay-per-Use-Basis. Auch die rechtlichen Implikationen von Cloud Computing sind noch nicht vollständig gelöst. Beispielsweise ist ein ausländischer Gerichtsstand des Anbieters für einen potenziellen mittelständischen Nutzer ein erhebliches Risiko: Wer wüsste schon, wie er vor einem irischen oder luxemburgischen Gericht zu seinem Recht kommt?

Aber auch an den Geschäftsbedingungen müssen die Cloud-Propheten noch feilen. Als negatives Beispiel führt Experton-Analyst Velten folgenden Auszug aus den Vertragsunterlagen eines Anbieters an: „Je Kunde beziehunsgweise Kunde des Partners können innerhalb eines Zeitraums von zwei Wochen maximal acht virtuelle Server und zwei dedizierte Server bestellt werden. Für Bestellvolumen, die darüber hinaus gehen, kann die Annahme der Bestellung und die übliche Bereitstellungszeit nicht verbindlich zugesagt werden. In diesen Fällen wendet sich der Kunde oder Partner an den Service Desk.“ Dass, so Velten, habe mit der eingangs gegebenen Definition von Cloud Computing nicht mehr viel gemeinsam.

Gute Chancen für lokale Cloud-Provider

Dass der Motor derzeit noch stottert, heißt aber nicht, dass das Konzept versagt. Im Gegenteil: Cloud Computing wird in ein paar Jahren die IT-Branche in vielen Bereichen komplett umgekrempelt haben. Aber vielleicht anders, als wir das heute denken. „Wir glauben, das sich das Gewicht in den nächsten Monaten stark verschieben wird. Davon profitieren vor allem lokale Anbieter“, so Velten. „Die US-Firmen setzen auf Masse und Standard. Lokale Wettbewerber haben gute Chancen, sich mit Premium-Angeboten erfolgeich an Kunden mit höheren Anforderungen zu wenden“.

Das würde dann auch die etwas höheren Kosten rechtfertigen, die ein kleinerer und lokal agierender Anbeiter notwendigerweise fordern muss. Und der Unterschied sei letztendlich gar nicht allzu groß, glaubt Velten. „Das Einsparpotenzial von Cloud Computing sehen wir zu zwei Dritteln bei den Prozesskosten. Nur zu einem Drittel tragen die direkten Kosten der Cloud-Nutzung dazu bei. Ob eine CPU-Stunde dann 18 oder 19 Cent kostet ist nebensächlich – wenn der Service stimmt und das Vertrauen in den Cloud-Provider da ist.“


Bei den rechtlichen Aspekten von Cloud Computing bleiben die Provider – trotz einiger Verbesserungen in den vergangenen Monaten – für die Experton Group immer noch viele Antworten schuldig (Grafik: Experton Group).

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ZDNet.de Redaktion

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