Der russische Präsident Dmitri Medwedew hat sich beim Atom-Gipfel in Washington erneut als Computerfreak gezeigt. Er schlug vor, dass die Regierungschefs von Russland und den USA über das iPhone persönlich in Verbindung bleiben könnten. Außerdem pries er das Internet als Informationsquelle für Politiker, die Beratern teilweise entbehrlich gemacht habe.
Medwedew betreibt bereits einen Blog bei LiveJournal.com und einen Video-Blog auf kremlin.ru. Ein Auftritt bei Twitter soll es demnächst ebenfalls geben.
Während einer Frage-und-Antwort-Veranstaltung bei der Brookings Institution am Rande des Atom-Gipfels erklärte der Internet-aktive Präsident mit Hinblick auf Präsident Barack Obama: „Wir schicken uns keine E-Mails, obwohl das der schnellste Weg wäre, um miteinander Kontakt aufzunehmen. Wenn ja, hätten wir ein paar iPhones und könnten miteinander chatten oder uns E-Mails schicken.“ Was Medwedew nicht beachtet hat: Zur Zeit nutzt Obama ein Smartphone von Blackberry.
Der russische Präsident beginnt seinen Tag nach eigener Auskunft nicht mehr damit, Fernsehen zu schauen oder Zeitungen zu lesen. Stattdessen „gehe ich einfach online und finde alle Dinge dort“. Dazu gehörten „Medien, die dem russischen Präsidenten wohlgesonnen sind, und Medien, die den russischen Präsidenten hassen.“
Über Websites könnten Politiker den Quellen von News-Meldungen, Berichten und anderen Informationen auf den Grund gehen, meinte Medwedew. „Wir brauchen unsere Berater heutzutage nicht mehr so dringend. Wir können uns selbst in Informationen vertiefen. Die Zeiten haben sich geändert. Was immer ich oder Präsident Obama zu lesen bekommen, wir können immer online gehen und nachsehen, was wirklich passiert. Das heißt nicht, dass das Internet die ultimative Wahrheit bietet. Aber es ist eine alternative Informationsquelle“, sagte er.
Medwedew hatte russische Aktivisten und Bürgerrechtler auf eine bessere Zukunft hoffen lassen, als er noch vor seinem Amtsantritt erklärte, dass das Web dabei helfe, die Medienfreiheit zu garantieren. Skeptiker sagen aber, dass seine Taten hinter seinen Worten zurückbleiben.
2009 hatte der Schachweltmeister und politische Aktivist Garry Kasparow im Wall Street Journal geschrieben, dass Wahlen in Russland weiterhin manipuliert würden. Medwedew und sein Vorgänger Putin seien „beide Feinde von Demokratie, freiem Wettbewerb und freier Rede“. Auch Amnesty International schloss sich dieser Kritik an.
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