Apple fordert verlorenen iPhone-4G-Prototypen zurück

Apple hat die Redakteure der Technik-Site Gizmodo in einem Brief um die Rückgabe des angeblich in einer Bar in San Jose gefundenen Prototypen des iPhone 4G gebeten. Das Schreiben der Apple-Rechtsabteilung wertet Gizmodo als Beweis dafür, dass es sich bei dem Gerät tatsächlich um einen echten Prototypen des kommenden Apple-Handys handelt und nicht um eine billige Produktkopie.

Bruce Sewell, Senior Vice President und Rechtsanwalt von Apple, schreibt in dem bei Gizmodo veröffentlichten Brief äußerst knapp: „Wir haben davon erfahren, dass Sie sich gegenwärtig im Besitz eines Gerätes befinden, das Apple gehört. Dieser Brief ist eine formelle Bitte, das Gerät an Apple zurückzugeben. Lassen Sie mich wissen, wo wir es in Empfang nehmen können.“ Das Unternehmen selbst hat bislang noch auf keine Nachfragen reagiert.

Der Technik-Blog hatte am Vortag berichtet, dass ein betrunkener Apple-Mitarbeiter das Gerät im März in einer Bar in San Francisco verloren hatte. Anschließend sei das Gerät von einem anderen Gast gefunden und an Gizmodo weitergegeben worden.

Das Gerät war laut Gizmodo äußerlich mit dem Gehäuse eines iPhone 3G getarnt gewesen. Die Technik im Inneren stamme eindeutig von Apple. Der iPhone-Prototyp soll unter anderem mit zwei Kameras ausgestattet sein – eine auf der Vorder-, die andere auf der Rückseite. Neben einem verbesserten Display mit einer vermuteten Auflösung von 960 x 640 hat er neu gestaltete und anders angeordnete Knöpfe. Auch das Design des Gehäuses wurde verändert.

Die Daten auf dem Gerät hat Apple vermutlich via MobileMe per Fernzugriff gelöscht. Der Finder des iPhone-Prototypen hatte aber offensichtlich noch genug Zeit, herauszufinden, wem das Handy gehörte, bevor die Daten vernichtet wurden. Vermutlich gelang ihm das mittels einer Facebook-Applikation, die auf dem Smartphone lief.

Wie das Gerät aus der Bar in den Besitz der Gizmodo-Redakteure gelangte, ist nicht ganz klar. Offensichtlich hat der Technik-Blog das Gerät gekauft. Darauf weist Mitarbeiter Brian Lam in seinem Antwortschreiben an Sewell hin. „Nur damit Sie es wissen: Wir wussten nicht, dass (das iPhone) gestohlen war, als wir es kauften. Jetzt, wo wir wissen, dass es keine Nachahmung, sondern wirklich von Apple ist, freue ich mich, es dem rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. P.S.: Ich hoffe, Sie sind nicht so streng mit dem Typen, der es verloren hat.“

Daily Finance berichtet, dass Gizmodo das Gerät von dem Finder oder Dieb für 5000 Dollar (rund 3700 Euro) gekauft habe. Der Konkurrenz-Site Engadget, die schon vor Gizmodo Fotos des iPhone-Prototyps gezeigt hatte, sei das Telefon ebenfalls zum Kauf angeboten worden. Laut dem Chefredakteur hat man das Angebot aber abgelehnt.

Das Vorgehen Gizmodos wirft in den USA Fragen der journalistischen Ethik auf. Zum einen, weil der Blog ein möglicherweise gestohlenes Gerät gekauft hat. Zum anderen, weil es den Apple-Mitarbeiter, der den Prototypen in der Bar verloren hat, auch noch öffentlich bloßgestellt hat. Die Karriere des 27-Jährigen dürfte damit nicht nur bei Apple vorbei sein.

ZDNet.de Redaktion

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