F-Secure empfiehlt Microsoft Entwicklung eines eigenen PDF-Viewer

F-Secure hat Microsoft aufgefordert, einen eigenen Viewer für PDF-Dateien zu entwickeln. Das schrieb das Sicherheitsunternehmen gestern in einem Blogbeitrag. Hintergrund seien die zahlreichen Angriffe, die mit PDF-Dateien ausgeführt werden.

Von den bei F-Secure registrierten gezielten Spionageangriffen hätten sich in den ersten beiden Monaten dieses Jahres 61,2 Prozent gegen Adobes Acrobat Reader gerichtet. 2008 habe dieser Anteil noch bei 28,61 Prozent gelegen. Nach einer Analyse von Scansafe sind 80 Prozent der webbasierten Malware modifizierte PDF-Dateien.

Schuld daran seien nicht nur die zahlreichen Sicherheitslücken und Exploits, sondern auch das PDF-Format selbst. Es enthalte zahlreiche Schnittstellen, die nicht nur das Abspielen von Audio- und Videodateien, sondern auch die Ausführung von Binaries und Javascript ermöglichen. Man müsse sich daher fragen, ob die Abkürzung PDF nicht besser „Problematic Document Format“ bedeuten solle.

F-Secure verweist in diesem Zusammenhang auf eine Demo-Datei (ZIP) des Security-Spezialisten Didier Stevens, der sich auf Angriffe mit modifizierten Dokumentdateien spezialisiert hat. Die Datei öffnet eine Windows-Kommandozeile. Noch gefährlicher als der Acrobat Reader sei beispielsweise der Foxit-Reader. Er öffne externe Programme ohne Rückfrage. Inzwischen hat Foxit für dieses Problem allerdings ein Update herausgebracht.

Microsoft solle sich bei der Entwicklung eines eigenen PDF-Viewer am Preview-Feature von Mac OS orientieren, empfiehlt F-Secure. Den meisten Benutzern ginge es schlicht und einfach darum, ein Dokument anzuzeigen oder auszudrucken. Das Ausführen von Programmen und Javascript-Code aus einer PDF-Datei heraus sei überflüssig. Ein Viewer, der die Basis-Funktionalität des PDF/A-Standards beherrsche, reiche aus.

Obwohl jeder das Recht habe, Programme zum Lesen und Erstellen von PDF-Dateien zu schreiben, sei Microsoft zu groß, dies zu tun, ohne dass Adobe „ausflippe“. Das solle Microsoft jedoch hinnehmen. Vorstellbar sei, dass ein PDF-Preview-Feature nicht in Windows integriert werde, sondern als Add-on zum Download bereitstehe.


Der Anteil von zielgerichteten Spionageangriffen direkt gegen Adobe Acrobat Reader nimmt zu (Quelle: F-Secure).

ZDNet.de Redaktion

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