Das deutlich gegen Apple und sein iPad gerichtete Marketing sowohl der WePad-Macher als auch des Joojoo-Anbieters lenkt die Berichterstattung wissentlich in eine ganz bestimmte Richtung: Als vergleichsweise kleines Unternehmen hofft man im Sog des großen Anbieters wahrgenommen zu werden und durch die aggressive Haltung und die Betonung von vermeintlichen Vorteilen gegenüber dem etablierten Wettbewerber Aufmerksamkeit zu erregen. Das ist vielleicht nicht besonders vornehm, aber durchaus legitim.
Bei genauerer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass beide Geräte zwar Apples iPad im Aussehen ähneln, aber letztendlich ganz andere Funktionen erfüllen sollen. Die Tabelle weiter unten zeigt im Überblick die technischen Voraussetzungen, die beide Geräte dafür mitbringen.
Das WePad von Neofonie
Das WePad soll – trotz der verunglückten ersten Produktvorstellung – unter Android laufen. Daher lassen sich die meisten Apps aus dem Android Market darauf aufspielen. Einen E-Book-Reader namens „WeMagazine Reader“ will der WePad-Entwickler Neofonie aber selbst bereitstellen. Dieser soll neben einer Reihe freier Formate auch Zeitungen und Zeitschriften in einem eigenen „attraktiven Format“ lesbar machen.
Dass man sich für diese Anwendung selbst so viel Mühe macht, zeigt schon, welche Bedeutung man ihr beimisst. Auch in der Kommunikation des Unternehmens werden die Vorteile des WePad für deutsche Verlagshäuser immer wieder in den Vordergrund gestellt.
Interessant in diesemn Zusammenhang ist sicherlich, dass die Verleger Bauer sowie Gruner und Jahr bereits in einem anderen Zusammenhang Neofonie-Kunden sind. Spekulationen über die Verbreitung von Medien dieser Verlage in gebündelter Form zusammen mit dem WePad sind daher Tür und Tor geöffnet. Konkrete Aussagen dazu gibt es jedoch noch nicht. Wahrscheinlich will man damit warten, bis der iPad-Klon – voraussichtlich im August – für 449 Euro in den Handel kommt. Fazit: Das WePad bietet zwar auch einige andere Möglichkeiten, ist jedoch in erster Linie als Lesegerät für Medien gedacht.
Das Joojoo von Fusion Garage
Das Internet-Tablet „Joojoo“ mit 12,1-Zoll-Touchscreen und WLAN ist bereits bestellbar und soll ab 12. Mai in Deutschland ausgeliefert werden. Es kostet 427,21 Euro plus 17,85 Euro Versand. Das Tablet arbeitet mit einem Intel-Atom-Prozessor mit 1,6 GHz und 1 GByte Arbeitsspeicher. Als Datenspeicher dient ein 4 GByte großes Solid State Drive.
Die Wettbewerber bieten mit 32 und 64 GByte deutlich mehr Speicherplatz. Nutzer können auf dem Joojoo eigentlich gar nichts speichern, da sie keinen Zugriff auf das Filesystem erhalten. Wenn es denn unbedingt sein muss, sollen sie Daten via den USB-Port auf einem Speicherstick oder einer externen Festplatte ablegen. Konzipiert ist das Jojoo aber als eine Art Fernbedienung für das Internet und alle darin mittels Browser nutzbaren Anwendungen.
Eine dieser Anwendungen, die Chandrasekar Rathakrishnan, Gründer und CEO von Fusion Garage, bei der Produktvorstellung besonders betont hat, ist das Abspielen von Videos – sei es nun von YouTube oder anderen Diensten. Damit das auch in HD flüssig geschieht, ist Nvidias Ion-Grafik integriert. Das 16-zu-9-Tablet enthält einen eigenen Videoplayer, der neben vielen gängigen Formaten auch Flash 10.1 unterstützt. Adobes neue Flashversion kann zur Wiedergabe von HD-Videos große Teile des Decoding auf den Grafikchip auslagern, was trotz schwacher CPUs eine flüssige HD-Wiedergabe sorgen soll.
Fusion Garage setzt auf ein browserbasiertes Betriebssystem auf Grundlage des Google-Webkits und Linux. Es bootet innerhalb von 9 Sekunden und ermöglicht Multitasking. Anwendungen können zwar parallel laufen, lassen sich aber derzeit nicht gleichzeitig auf dem Display anzeigen. Das soll nach Ansicht von Firmenchef Rathakrishnan aber noch verbessert werden.
Zum Marktstart ist zunächst nur eine WLAN-Ausführung des Joojoo verfügbar. Innerhalb der nächsten Wochen soll jedoch auch ein 3G-Modell angeboten werden. Man spreche auch bereits mit Mobilfunkanbietern über den Vertrieb und passende Tarife.
Unterm Strich ist das Joojoo also ein Spaßgerät. Eine Konsole für Menschen, bei denen Facebook, Flickr, Twitter, YouTube, StudiVZ und andere Dienste selbstverständlich zum Web-Alltag gehören. Ein Tablet für Nutzer, die alles im Browser erledigen und sich um individuelle Anpassungen und Einstellungen, die ein Betriebssystem sonst erlaubt, wenig kümmern. Zeitschriften als E-Magazine zu lesen, steht beim Joojoo anders als beim WePad im Hintergrund – obwohl man an einer entsprechenden Anwendung arbeite und auch in Gesprächen mit einigen großen Verlagshäusern stehe, wie Rathakrishnan sagt.
Vergleich zwischen iPad, Joojoo und WePad | |||
Merkmal | iPad | Joojoo | WePad |
---|---|---|---|
Abmessungen | 24,3 x 19,0 x 1,3 Zentimeter | 32,5 x 19,8 x 1,8 Zentimeter | 28,8 x 19,0 x 1,3 Zentimeter |
Gewicht | 680 Gramm; 730 Gramm mit 3G-Modul | 1100 Gramm (WLAN-Variante) | 800 g (850 g mit 3G) |
Display-Auflösung | 1024 x 768 Pixel | 1366 x 768 Pixel | 1366 x 768 Pixel |
CPU/GPU | 1 GHz Apple A4 | 1,66 GHz Intel Atom und Nvidia-Ion-GPU | 1,66 GHz Intel Atom |
Speicher | 16, 32 oder 64 GByte | 4 GByte | 16 oder 32 GByte |
GPS | teilweise | nein | ja (optional) |
WLAN | 802.11 a/b/g/n | 802.11 b/g | 802.11 b/g/n |
Bluetooth | Bluetooth 2.1 + EDR | Bluetooth 2.1 + EDR | Bluetooth 2.1 + EDR |
Beschleunigungssensor | ja | ja | ja |
Helligkeitssensor | ja | ja | ja |
Unterstützte Musikformate | AAC, Protected AAC, MP3, MP3 VBR, Audible, Apple Lossless, AIFF, WAV | MP3 | MP3, WAV, OGG |
TV- und Video-Unterstützung | H264, M4V, MP4, MOV, MPEG-4 | AVI, DivX, FLV, MOV, MPEG-4, OGG, OGM, OGV, WMV | AVI, DivX, FLV, H.264, MOV, OGG, WMV |
Nutzungszeit | bis zu 10 Stunden | bis zu 5 Stunden | bis zu 6 Stunden |
Anschlüsse | Doc-Connector, 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse | 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse, USB-Port, Mikrofon | zwei USB-Ports, Cardreader, Audioausgang, SIM-Card-Slot, Multi-Pin-Connector zur Anbindung an die Docking Station |
Kamera | nein | ja, 1,3 Megapixel | ja, 1,3 Megapixel |
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