Eigentlich sollte man immer und überall der Nutzung seiner Daten widersprechen – denn man weiß nie wirklich, wo sie am Ende landen. Und wie wir inzwischen alle gelernt haben, ist nicht wirklich brisant, was andere über uns wissen, sondern wenn wir nicht wissen, was andere über uns wissen.
Dazu ein aktuelles Beispiel: Wenn Besitzer eines Facebook-Accounts im Online-Telefonbuch von DeTeMedien nach dem eigenen Namen suchen, könnten sie eine kleine Überraschung erleben: Unter dem Suchergebnis wird im Telefonbuch nämlich jetzt auch das Facebook-Profilbild des Gesuchten angezeigt – und gleich noch das von zwei weiteren Menschen, die so ähnlich heißen oder in der Nähe wohnen. Muss man dem zustimmen – oder darf das einfach so geschehen?
Eine erste Nachfrage bei der Deutsche Telekom Medien GmbH, laut Impressum Betreiber der Site, ergab keine Antwort. ZDNet wurde an die in Köln ansässige Das Telefonbuch – Servicegesellschaft verwiesen.
Die Antwort von dort: Facebook-Treffer werden immer dann angezeigt, wenn ein Nutzer nach einer Privatperson sucht. Die Einstellungen zur Privatsphäre aus dem Facebook-Profil würden dabei jedoch berücksichtigt. Daher könne es auch vorkommen, dass ein Nutzer gefunden werde, sein Facebook-Profil aber nicht erscheine, weil er es nicht veröffentlicht hat.
Eine Zustimmung dazu sei natürlich notwendig, sie sei aber auch erfolgt: „Der Nutzer muss an beiden Stellen der Anzeige seiner Daten zugestimmt haben: Bei seinem Telefonbucheintrag und bei der (teilweisen) Veröffentlichung seiner Facebook-Profildaten. Es werden nur Daten angezeigt, für die die jeweilige explizite Freigabe des Nutzers vorliegt“, so ein Sprecher des Telefonbuchs.
Er legt jedoch Wert darauf, dass „trotz dieser zweifachen Zustimmung des Nutzers“ die Daten von „Das Telefonbuch“ nicht mit denen von Facebook zusammengeführt, verglichen oder in sonst einer Weise verarbeitet werden. Der neue Dienst beinhalte lediglich die gemeinschaftliche Anzeige von Daten aus beiden Quellen auf einer Seite. Aber auch das stört unter Umständen ja: Schließlich mag der eine oder andere davon ausgegangen sein, dass sein Telefonbucheintrag für die breite Öffentlichkeit ist, sein Profil bei Facebook dagegen für sein echten Freunde – und nicht die, die Facebook dafür hält.
Daran, dass man dem Eintrag im Telefonbuch zugestimmt hat, kann man sich ja noch erinnern – auch wenn es meist schon lange her ist. Aber wann um alles in der Welt hat man die Anzeige des Facebook-Profils abgenickt? Man hat – aber wahrscheinlich nicht bewusst, denn nirgends bei den Einstellungen zur Privatsphäre von Facebook wird nach einer Anzeige im Telefonbuch gefragt.
Dennoch heißt es von den Telefonbuch-Betreibern: „Der Nutzer hat also volle Kontrolle über die angezeigten Daten: möchte er sein Facebook-Profil nicht anzeigen lassen, so kann er das durch die Modifikation der entsprechenden Einstellungen in seinem Facebook-Profil bewerkstelligen.“
Ein Versuch zeigt: Das stimmt– ist aber etwas komplizierter, als es sich anhört. Um die Anzeige im Telefonbuch zu unterdrücken, geht man in die Privatsphäre-Einstellungen im Menüpunkt Konto. Dort findet sich ein Unterpunkt Suche. Darin ist eine Checkbox, standardmäßig „zulassen“ gesetzt ist. Damit ist das Erstellen eines Profils für Suchen außerhalb von Facebook durch den Benutzer abgesegnet.
Durch das Entfernen dieses Häkchens verschwindet das Facebook-Profil aus dem Telefonbuch umgehend. Ob es anderswo auftaucht weiß man nicht, wird aber immerhin mit einem Text in einem Pop-up darauf hingewiesen: „Bedenke, auch wenn du keinen öffentlichen Sucheintrag erstellst, dass deine Verbindungen und jegliche Informationen, die du ausgewählt hast, um mit jedem zu teilen, in Suchergebnissen angezeigt werden können.“ Dagegen hilft dann nur, Inhalte nicht mit jedem zu teilen.
Fazit
Klar hat man aus der Sicht der beiden Portale – Facebook und Telefonbuch – der Verwendung eigener Daten in irgendeiner Form zugestimmt. Trotzdem fühlt man sich wieder einmal über den Tisch gezogen: Gefühlsmäßig hätte man sich im Idealfall eine Checkbox mit Anzeige meines Profils in Telefonverzeichnissen gewünscht. Oder eine Aufforderung: „Tolle neue Funktion: Schalte jetzt Dein Facebook-Profil für das Telefonbuch frei und lerne noch mehr faszinierende Leute kennen“ – oder so ähnlich.
Die Erfahrungen, die Google mit dem deutschen beziehungsweise europäischen Datenschutzverständnis machen musste, drohen jetzt auch Facebook. Wie die eine oder andere Nachricht der vergangenen Wochen gezeigt hat, weht auch dem sozialen Netzwerk ein kälterer Wind ins Gesicht. Mit etwas feinfühligerem Handeln könnte sich die Site aber einigen Ärger ersparen.
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