Nach weitgehendem Stillstand in den letzten Wochen hat die am 12. April eröffnete Auktion neuer Mobilfunkfrequenzen seit Montag wieder Fahrt aufgenommen. Wie die Bundesnetzagentur auf ihrer Website meldet, liegt die Summe aller Höchstgebote nach der 222. Runde bei knapp 4,4 Milliarden Euro. Vor zwei Wochen waren es noch 2,9 Milliarden Euro gewesen.
Ausgelöst wurde der Schub durch den kleinsten Bieter, O2. Die Telefónica-Tochter hatte zu Wochenbeginn für einige besonders begehrte Frequenzen (Digitale Dividende), die vor allem für die drahtlose Breitbandanbindung ländlicher Regionen eine tragende Rolle spielen sollen, plötzlich wieder mehr Geld auf den Tisch gelegt. Die Konkurrenten Deutsche Telekom, Vodafone und E-Plus zogen nach und liefern sich seither einen offenen Schlagabtausch um sechs Frequenzblöcke im 800-Megahertz-Bereich. Aufgrund der O2-Offensive mussten die Betreiber ihre Gebote seit Montag insgesamt um eine dreiviertel Milliarde Euro erhöhen.
Eigentlich schien die Frequenzauktion schon vor zwei Wochen so gut wie gelaufen. Wie von vielen Beobachtern erwartet, hatten sich die Marktführer Deutsche Telekom und Vodafone jeweils mit zwei 800-Megahertz-Blöcken und E-Plus sowie O2 mit einem Block eingedeckt. Seitdem buhlten die Betreiber um 35 weitere Frequenzen, die ebenfalls unter den Hammer kommen, aber bei weitem nicht so wichtig sind. Dementsprechend niedrig fielen die Gebote für die restlichen Blöcke aus.
Trotz der jüngsten Entwicklungen dürften sich die optimistischen Schätzungen einiger Experten vor der Auktion jedoch nicht erfüllen. Beispielsweise die Wirtschaftsprüfer von KPMG hatten einen Erlös von sechs bis acht Milliarden Euro erwartet.
Der Versteigerung waren monatelange Streitereien vorausgegangen. Die Verhandlungen zwischen Bund, Ländern und Rundfunkanstalten über die Freigabe der Lizenzen kamen nur mühsam voran. Als die Auktionsregeln angekündigt wurden, hagelte es Klagen, unter anderem von den kleineren Mobilfunkbetreibern O2 und E-Plus. Die Regeln könnten sie gegenüber den beiden großen Mobilfunkern T-Mobile und Vodafone benachteiligen, hieß es. Das Verwaltungsgericht Köln wies diese Klage jedoch ab.
Entsprechend stolz ist Bundesnetzagentur-Chef Matthias Kurth auf die jetzige Auktion. Deutschland sei das erste Land in Europa, das ein so großes Frequenzband versteigere. Bei der UMTS-Auktion vor zehn Jahren hatten die Briten die Nase vorn.
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