„SAP wird In-Memory- und andere Technologien vorantreiben, die diese notwendige Transparenz schaffen, um Echtzeitentscheidungen treffen zu können“, so McDermott bei seiner Keynote in Orlando. Mitarbeiter erwarteten heute einfach mobile Geschäftsanwendungen, mit denen sie direkt am Ort des Geschehens arbeiten können: „Mobile Geräte sind der neue Desktop.“ SAP sei gemeinsam mit Sybase der einzige Anbieter einer vollständigen Suite von Unternehmensanwendungen und Business-Intelligence-Lösungen – verfügbar auf jedem Endgerät und zu jedem Zeitpunkt.
Auf der Sapphire gab SAP auch Pläne für eine neue Lösung auf Basis von In-Memory-Technologie bekannt. Sie soll die Zugriffszeiten auf Geschäftsdaten und somit auch die Zeit für die Erstellung von Analysen signifikant reduzieren. Die Appliance für Analysen soll aus der neuen Software „SAP Business Analytic Engine“ und optimierter Hardware von SAP-Partnern bestehen – zunächst einmal von HP.
Sie soll Echtzeit-Analysen von Daten aus operativen Systemen, Data-Warehouse-Lösungen und dem Internet ermöglichen und ist ein Konter auf die Exadata-Lösung von Oracle – wo HP vor der Sun-Übernahme Partner war. Aber auch gegen IBMs kürzlich angekündigtes Smart Analytics System, bestehend aus Power7-basierten Servern, kombiniert mit der Software „Websphere Application Server“ und der Datenbank „DB2 pureScale“, scheint sich das neue SAP-Angebot zu richten.
Die SAP Business Analytic Engine nutzt In-Memory-Technologie und kombiniert diese mit Tools zur Datenmodellierung und zum Datenmanagement. Mithilfe der Software sollen Anwender augenblicklichen Zugriff auf Anwendungs- und Analysedaten sowie Informationen aus dem Internet haben. Gleichzeitig können sie diese Daten in Echtzeit durchsuchen, modellieren und analysieren. Das soll in einer einzigen Umgebung und ohne Auswirkungen auf das Data Warehouse oder andere Systeme möglich sein.
Die In-Memory-Technologie ist als solche nicht neu. Sie kann sich aber nach Ansicht von SAP-Experten erst jetzt voll entfalten, da mehrere technologische Entwicklungen einen gewissen Reifepunkt erreicht haben. Dazu gehörten der Durchbruch von Multicore-Architekturen bei CPUs und das Sinken der Speicherpreise bei gleichzeitigem, raschen Kapazitätszuwachs. Manche Firmen, wie etwa das schwedische Unternehmen Qliktech, setzen im Bereich Business Intelligence schon länger und recht erfolgreich darauf. Andere, wie der Open-Source-Business-Intelligence-Anbieter Jaspersoft, teilen SAPs Ansichten.
„In-Memory-Analyse stellt einen kosteneffektiven Ansatz dar, um einem verbreiteten Typus des BI-Nutzers – nämlich dem Report-Nutzer – eine bessere Entscheidungsgrundlage zu verschaffen“, sagt Tom Cahill, Vice President bei Jaspersoft, dass ebenfalls auf die Technologie setzt. „Durch den Erkenntnisgewinn und die Expertise dieses Typus sind Unternehmen in der Lage, fundiertere und proaktivere Entscheidungen zu treffen. Die Kombination von leistungsstarker, kosteneffektiver Hardware mit effizienterer Software erweitert die traditionelle Rolle des BI-Report-Nutzers. Dessen Schwerpunkt verlagert sich von der Entscheidungsfindung auf Basis von historischen Daten hin zu einem proaktiven Ansatz.“
Nach Ansicht von Jaspersoft bietet die In-Memory-Analyse Kunden die Möglichkeit, herkömmliche Report Design Tools und Datenzugriffsmethoden einzusetzen und diese mit einer tiefergehenden Auswertung der Daten zu verbinden. Dieser Ansatz schaffe ein stimmiges Nutzererlebnis, das die Datenanalyse mehr Anwendern als bisher ermögliche. „Ein weiterer Vorteil einer In-Memory-Architektur besteht darin, dass sie hilft, Zeit und Kosten unter anderem für Setup, Konfiguration und Wartung einzusparen, die mit traditionellen Analysetools einhergehen“, so Cahill.
Etwas weniger euphorisch ist Bertram Mandel von Ingres. Seiner Ansicht nach behebt In-Memory-Verarbeitung ein Problem, welches vor über einem Jahrzehnt aufgetreten ist. „Die technologisch ausgefeilten Datenbanken von heute lösen dasselbe Problem – bloß viel besser – durch den Einsatz eines On-Chip-Cache-Speichers innerhalb einer ausgewogenen Architektur. Ingres VectorWise sei ein Beispiel dafür, wie dieser Ansatz funktioniere. Aber an der Optimierung von Datenbanken bastelt SAP ja auch schon. Vielleicht ist das dann bei der Sapphire 2011 das große Thema.
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