SaaS: Bringt Business ByDesign den Durchbruch für ERP?

Wirklich versäumt hat SAP bisher wohl nichts, denn noch steht der Markt für ERP im SaaS-Modell ganz am Anfang. Das zeigt ziemlich schnell ein Blick auf die direkte Konkurrenz.

Infor hat sich etwa lange deutlich gegen SaaS ausgesprochen. Erst im Januar hat CEO Jim Schaper seine Meinung dann – für viele überraschend – geändert. Ein kompletter Schwenk war das dennoch nicht. Zwar soll eine SaaS-Tochter gegründet werden, aber die wird zunächst nur ergänzende Services rund um ERP anbieten. Als erste Lösung ist beispielsweise ein Angebot für Finanzchefs mittelständischer Firmen geplant. Und die neue Tochterfirma soll zunächst vorrangig in den USA tätig sein.


„Wir sind durch das Tal der Tränen durch“, sagt Rainer Kaczmarczyk, Deutschland-Geschäftsführer beim Schweizer ERP-Anbieter Abacus (Bild: ZDNet).

Etwas mehr Enthusiasmus – zumindest auf dem Papier -, bringt Microsoft auf. Die Auswahl der Betriebsmodelle ist größer, Redmond umschreibt das nach wie vor mit dem Schlagwort Software plus Services. Echtes SaaS für ERP findet sich aber auch hier nicht, dafür gibt es – vor allem für die CRM-Komponenten, eine große Auswahl an Hosting-Partnern. Einige davon bieten auch den Betrieb von ERP-Lösungen aus Redmond an – das ist dann aber Outsourcing und nicht Software-as-a-Service.

Bei Sage wartet man ebenfalls noch ab, bevor man sich ins große SaaS-Abenteuer stürzt. „Wir sind der Überzeugung, dass die Mehrheit der kleinen und mittleren Unternehmen die Kombination aus klassischen Desktop-Applikationen und Web-Services gegenüber reinen On-Demand-Lösungen bevorzugt. Daher werden die Produkte von Sage durch mobile Zugriffe und Online-Zahlungsmöglichkeiten ergänzt“, sagt Geschäftsführer Peter Dewald,

Außerhalb der klassischen ERP-Felder, insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen könnten On-Demand-Lösungen aber sehr wohl Sinn machen: „Wir bieten mit www.einfachLohn.de seit Mai 2009 einen in Deutschland bislang einzigartigen Online-Lohnabrechnungsservice für Kleinunternehmen an. Zudem haben wir mit SageCRM.com seit rund. zweieinhalb Jahren eine CRM-On-Demand-Lösung, die alle Anforderungen an eine professionelle Kundenmanagementlösung als SaaS-Lösung abdeckt“, so Dewald weiter.


Sage-Geschäftsführer Peter Dewald bleibt gegenüber reinen On-Demand-Lösungen skeptisch (Bild: Sage Software).

Das deutet darauf hin, dass im Mittelstand nur die allerkleinsten Firmen mit einer standardisierten Lösung zurechtkommen. Aber nur solche sind für SaaS-Anbieter vernünftig kalkulierbar. Diesen Markt sprechen Mamut
Mamut und Lexware
Lexware mit Mamut One, das seit August vergangenen Jahres in Deutschland erhältlich ist, beziehungsweise Lexlive an.

Ziel ist es, eine Art „Office-out-of-the-Box“ anzubieten. Zur Ergänzung der eigenen, betriebswirtschaftlichen Software, setzt Mamut auf die Microsoft-Werkzeuge SharePoint und Live Meeting. Es gibt Pakete für einen, bis zu fünf und mehr als fünf Nutzer. Die anfänglichen Kosten liegen je nach Nutzerzahl und Funktionsumfang zwischen 350 und 8900 Euro.

Weit fortgeschritten auf dem Weg in die SaaS-Zukunft ist der Schweizer Anbieter Abacus. Er hat zur CeBIT eine vollständig neu entwickelte, auf Java basierende ERP-Software vorgestellt. Sie baut aber auf den bisherigen Funktionalitäten der Abacus-Software auf und ist zu vorherigen Programmversionen kompatibel.

„Wir haben viereinhalb Jahre für die Umsetzung gebraucht und 300 Mannjahre in die Neuentwicklung gesteckt. Dafür sind wir jetzt durch das Tal der Tränen durch“, sagt Deutschland-Geschäftsführer Rainer Kaczmarczyk. Der in der Schweiz bei Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent gut etablierte Anbieter nutzt sein SaaS-Angebot, um nach Deutschland zu expandieren. „Wir wollten nicht lediglich ein weiterer ERP-Anbieter sein, der nach Kunden sucht. Aber mit der SaaS-Lösung heben wir uns vom Wettbewerb ab.“


Einer Umfrage des Beratungsunternehmens Aberdeen zufolge achten kleine Unternehmen auch bei SaaS-Angeboten mehr auf die Gesamtbetriebskosten als große (Grafik: Aberdeen).

Die Software lässt sich sowohl als konventionelle Installation im Unternehmen nutzen, als auch über externe Hosting-Partner als Service via Internet oder Intranet bereitstellen. Anpassungen lassen sich durch Maskendesign, Scripting und Erweiterung von Datenbanktabellen vornehmen. Mit einem rollenbasierten Benutzerkonzept und Mehrsprachigkeit sollen auch international agierende Unternehmen angesprochen werden.

In der Schweiz hat Abacus für eine SaaS-Finanzbuchhaltung in den vergangenen zwei Jahren bereits über etwa 70 Partner rund 1000 Kunden gewonnen. Zum Vergleich: Insgesamt kann Abacus auf rund 35.000 Kunden verweisen. In Deutschland bietet das Unternehmen neben Fibu zunächst einmal ein ERP-Paket für Dienstleister an – also für Kunden, die ohne Warenwirtschaft und Fertigung auskommen. Zielgruppe sind Firmen mit 20 bis 50 Usern. „Wir bauen Standardsoftware“, sagt Kaczmarczyk. Dass heißt: Jeder Kunde bekommt dieselbe Software – kann diese allerdings in einem gewissen Rahmen anpassen.

Wer jedoch nicht mit Software von der Stange auskommt, möchte mindestens eine branchenspezifische Lösungen. SAP geht genau diesen Weg. Derzeit arbeitet der Konzern mit rund 80 Partnern zusammen, die im Rahmen von Kundenprojekten zusätzliche Funktionen und Services entwickelt haben. Sie sollen so dazu beitragen, dass die Anforderungen der Zielgruppe – Unternehmen ab hundert Mitarbeitern – erfüllt werden. SAP stellt dazu eine cloudbasierte Entwicklungsumgebung auf Basis von Microsoft Visual Studio zur Verfügung. Mit ihr können Partner an den Erweiterungen arbeiten. Diese Entwicklungsumgebung wird momentan von ausgewählten Integratoren in Deutschland und den USA getestet. Ende des Jahres soll sie allen Vertriebspartnern zur Verfügung stehen.


Wer bei der Individualisierung zu Abstrichen bereit ist – oder diese nur in geringem Umfang benötigt -, kann mit einer Saas_Lösung durchaus glücklich werden, wie eine Umfrage des Analystenhauses Saugatuck zeigt (Grafik: Saugatuck).

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ZDNet.de Redaktion

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