Einblicke in die Psychologie von Ebay-Käufern

Wenn es für einen Käufer auf Ebay nicht so läuft, wie er sich das vorgestellt hat, kann er seinem Unmut in der Bewertung Luft machen. Dabei nehmen die Ebay-Kunden meist kein Blatt vor den Mund, schließlich ist das Feedback-Forum anonym. Und seit einiger Zeit kann sich die Gegenseite ja so gut wie gar nicht mehr wehren.

Die Linguistin und Anglistin Marja Meinl hat jetzt in ihrer Dissertation an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn die Beschwerden britischer mit denen deutscher Käufer verglichen. Mit ihrer Dissertation möchte sie eine wissenschaftliche Lücke schließen: Interkulturelle Vergleiche zwischen Online-Äußerungen verschiedener Sprachen gab es bislang kaum, obwohl diese eine alltägliche und immer wichtigere Kommunikationsform sind.

Kaum Unterschiede bei Beschwerdegründen

Meinl wählte für ihre Studie insgesamt 400 Beschwerdeeinträge der deutschen und englischen Ebay-Seiten aus. Die Gründe unterscheiden sich in den beiden Ländern kaum. Die meisten beschweren sich, weil sie gekaufte Ware nicht erhalten haben oder weil die Ware anders als erwartet beziehungsweise beschrieben geliefert wurde. Nächsthäufige Ursache für Ärger sind Doppelbeschwerden, bei denen neben den genannten weitere Mängel beanstandet werden, etwa zu hohe Versandkosten.

Britische User, so die Linguistin, benutzen gerne Pronomina wie „you“, um einen direkten Bezug zu ihrem Gegenüber herzustellen. Als Beispiele nennt sie „Have not received the goods from you.“ und „Can you send me my vinyl pleaseeeeeeeeeee.“

Die Deutschen lieben Ausrufungszeichen

Deutschsprachige Ebay-Käufer sprechen ihr Gegenüber dagegen seltener direkt an, sondern wenden sich in der dritten Person Singular an die ganze Community: „Ware nie angekommen. Hände weg von diesem Verkäufer!“ Außerdem betonen deutschsprachige User ihre Aussagen häufig visuell: Sie schreiben in Großbuchstaben, verwenden Emoticons oder setzen sehr viele Ausrufungszeichen hintereinander. Zudem drohen Deutsche schneller als Briten mit dem Anwalt.

Die Anonymität des Internets senkt aber auch bei den kühlen Briten die Hemmschwelle. Beschimpfungen wie „Lügner“ oder abwertende Behauptungen wie „Betrug“ sind keine Seltenheit. Meinl war erstaunt über diese Ergebnisse. „Bei gesprochener Sprache gelten Deutsche als sehr direkt, Briten dagegen als zurückhaltend. Hier, in der anonymen Online-Welt, ist dieser Unterschied kaum noch zu finden.“

Die gesamt Dissertation von Marja Ebba Meinl mit dem Titel „Electronic Complaints. An Empirical Study on British and German Complaints on Ebay“ steht übrigens als PDF zum kostenlosen Download bereit.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Was kann die Apple Watch Series 10?

Seit Ende September ist sie also verfügbar: die Apple Watch 10. Auch in Deutschland kann…

46 Minuten ago

Microsoft-Clouds: GenAI verändert Servicegeschäft

ISG sieht engere Vernetzung zwischen Hyperscaler, IT-Partnern und Endkunden. Treiber ist das Zusammenspiel von KI…

56 Minuten ago

Agentforce Testing Center: Management autonomer KI-Agenten

Mit dem Tool können Unternehmen KI-Agenten mithilfe synthetisch generierter Daten testen, um präzise Antworten und…

1 Tag ago

NiPoGi AM06 PRO Mini PC: Perfekte Kombination aus Leistung, Flexibilität und Portabilität

Kostengünstiger Mini-PC mit AMD Ryzen 7 5825U-Prozessor, 16 GB Arbeitsspeicher (RAM) und 512 GB SSD.

1 Tag ago

Black Friday: Vorsicht vor schädlichen QR-Codes

Bösartige QR-Codes, die per E-Mail versendet werden, eignen sich sehr gut, um Spam-Filter zu umgehen.

4 Tagen ago

Black Friday: Zahl der ominösen Shopping-Websites steigt

Unsichere Websites und Phishing-Mails in Verbindung mit Black Friday können kauffreudigen Konsumenten zum Verhängnis werden.

4 Tagen ago