Microsoft setzt im Kampf gegen Apples iPad auf das Desktop-OS Windows 7. Das ist ein schwerer Fehler, der zeigt, dass die Redmonder aus dem Smartphone-Debakel nichts gelernt haben.
Auf der Worldwide Partner Conference kündigte Steve Ballmer höchstpersönlich Tablets mit Windows 7 für das zweite Halbjahr an. „Ich bin mir sicher, dass Sie diese Computer beeindruckend finden werden“, so der Microsoft-CEO. Wenn er sich da mal nicht täuscht.
Die Gründe für den Erfolg des iPad liegen nämlich nicht alleine im cleveren Apple-Marketing. Das Unternehmen hat schlicht und ergreifend vieles richtig gemacht, was Microsoft bei seinen bisherigen Versuchen nicht beachtete.
Windows 7 taugt nicht für Tablets
Die zentrale strategische Weichenstellung war, das iPad nicht auf Basis eines Desktop-Betriebssystems, sondern eines wesentlich schlankeren Mobil-OS zu entwickeln. iOS reagiert auf die Eingaben des Anwenders blitzschnell, kann auf den stromsparenden ARM-CPUs eingesetzt werden (ermöglicht lange Akkulaufzeiten) und ist sehr einfach zu bedienen. Dazu kommen mehr als 200.000 Anwendungen, die konsequent auf Fingerbedienung ausgelegt sind.
Windows 7 dagegen reagiert bei weitem nicht so schnell, benötigt schnellere x86-CPUs mit höherem Stromverbrauch und bringt als ein über Jahre gewachsenes System eine relativ komplexe Bedienung mit sich. Trotz Multitouch-Unterstützung und Verbesserungen bei der Fingerbedienung merkt man dem System an, dass es für die Maus optimiert ist. Gleiches gilt für die klassischen Windows-Anwendungen, die darauf laufen.
Wie Microsoft angesichts dieser massiven Nachteile gegen das iPad und die Android-Alternativen konkurrieren will, weiß wohl nur Steve Ballmer. Mit dem Tablet-PC und anderen Experimenten wie Origami ist sein Unternehmen ja bereits gescheitert. Ein paar neue Geräte im angesagten Slate-Formfaktor (ohne Tastatur) werden nicht den Durchbruch bringen.
Windows Phone 7 wäre die richtige Wahl
Stattdessen sollte Ballmer alles daran setzen, das kommende Smartphone-OS Windows Phone 7 auch für Tablets zu optimieren. Der Aufwand dürfte überschaubar sein, da im Wesentlichen die Oberfläche an größere Screens angepasst werden müsste. Dann hätten die Redmonder eine ähnlich gute Ausgangsbasis wie Apple. Der Microsoft-CEO erteilte diesem Konzept in einem Fortune-Interview aber bereits eine Absage.
Unweigerlich fühlt man sich an das Video erinnert, in dem sich Ballmer über das iPhone lustig macht. Ob er die davon ausgehende Bedrohung nicht erkannte oder ob es sich nur um eine Trotzreaktion handelte, ist reine Spekulation. Fakt ist dagegen, dass Microsoft auch knapp vier Jahre nach der Vorstellung des Apple-Telefons noch immer ohne konkurrenzfähige Lösung dasteht: Windows Mobile ist quasi Geschichte und Windows Phone 7 muss sich erst noch beweisen. Die Tablet-Strategie deutet aber darauf hin, dass der Microsoft-Chef aus diesem Fehler nichts gelernt hat.
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