Windows Phone 7: schnell wie Android, proprietärer als iOS

Wer sich für ein Telefon mit Windows Phone 7 entscheidet, bekommt das Microsoft-Pendant zu Apples iPhone. Alle Telefone werden dieselbe Oberfläche mit den Windows-Phone-7-Tiles erhalten. Die Handys werden keine Speicherkarten besitzen und Anwendungen können nur über Microsofts Marketplace bezogen werden. Das Multitasking ist stark eingeschränkt.

Die größten Defizite mit Windows Phone 7, etwa fehlende Unterstützung für native Anwendungen und Nutzungsverbot für die interne Datenbank, betreffen vor allem Entwickler. Als normaler Anwender ist man davon indirekt betroffen, wenn Entwickler den großen Aufwand scheuen, ihre Apps zu Windows Phone 7 zu portieren.

Wie viele Apps tatsächlich in Microsofts Marktplace landen werden, lässt sich nicht vorhersagen. Auf die Menge kommt es aber auch gar nicht an, sondern darauf, welche. So basiert der eingebaute Browser auf der Internet-Explorer-7-Codebase, die nicht gerade für Geschwindigkeit und Kompatibilität mit Standards wie CSS bekannt ist. Hier wäre Microsoft gut beraten, Alternativen zuzulassen. Ein Browser müsste jedoch als native Anwendung realisiert werden, um das Geschwindigkeitsproblem lösen zu können.

Zudem können Entwickler nicht auf bestehende .NET-Implementierungen zurückgreifen. Bestehende Open-Source-Browser wie Mozilla, Apple Webkit oder Chromium sind in C oder C++ geschrieben. Wer einen .NET-Browser entwickeln will, muss bei Null anfangen.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass Microsoft mit Windows Phone 7 aus technischer Sicht in die Oberklasse der Smartphones aufgestiegen ist. Die bestehenden Beschränkungen, etwa limitiertes Multitasking, Anwendungsinstallation nur aus dem Microsoft Marketplace und Verbot von Speicherkarten, sind eine bewusste Entscheidung Microsofts, sich eher an Apple als an Google zu orientieren. Lediglich die Nichtverfügbarkeit von nativen Anwendungen legt den Verdacht nahe, dass Microsoft bei der Security des Basisbetriebssystems CE 6.0 in der nächsten Version deutlich nachbessern muss, um native Apps erlauben zu können.

Eine Technologieführerschaft im Smartphone-Segment mag man Microsoft allerdings nicht zugestehen. Die Konzepte sind größtenteils vom iPhone übernommen. Ob Windows Phone 7 in Zukunft in einem Atemzug mit iOS und Android genannt wird oder zusammen mit Betriebssystemen wie Bada und MeeGo in die Kategorie „Sonstige“ fällt, wird sich zeigen. Das hängt weniger von der Technik, sondern mehr von einem erfolgreichen Marketing ab.

Page: 1 2 3 4

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

So günstig & effizient war Content Produktion noch nie: Neues Content System erobert deutschen Markt

Kontinuierliche Content Produktion und Markenaufbau sind essentieller Pfeiler von langfristigen Unternehmenserfolg. Das ist mittlerweile auch…

4 Tagen ago

Lenovo übertrifft die Erwartungen und hebt Prognose an

KI-Funktionen beschleunigen die Erholung des PC-Markts. Der Nettogewinn legt um 44 Prozent zu, der Umsatz…

4 Tagen ago

Bedrohungsakteure betten Malware in macOS-Flutter-Anwendungen ein

Googles App-Entwickler-Kit dient der Tarnung des schädlichen Codes. Der Sicherheitsanbieter Jamf hält die Schadsoftware für…

4 Tagen ago

CopyRhadamantys greift weltweit Unternehmen an

Ausgeklügelte Phishing-Kampagne verwendet eine weiterentwickelte Version der Rhadamanthys-Stealer-Malware.

1 Woche ago

Facebook Marketplace: EU verhängt Geldbuße von fast 800 Millionen Euro gegen Meta

Die EU-Kommission kritisiert die Verknüpfung von Facebook und dem hauseigenen Online-Kleinanzeigendienst. Sie sieht darin einen…

1 Woche ago

Umfrage: Angestellte in Deutschland unterschätzen NIS-2-Richtlinie

Fast zwei Drittel halten jedoch eine Umsetzung aller Vorgaben von NIS 2 bis Jahresende für…

1 Woche ago