Texanischer Anwalt verklagt US-Medienkonzerne wegen „Zombie-Cookies“

Joseph Malley hat einige der größten US-Medienkonzerne vor dem Bezirksgericht in San Francisco wegen einem Verstoß gegen Bundesgesetze verklagt. Der texanische Anwalt bemängelt in seiner Klageschrift (PDF) die Verwendung sogenannter „Zombie-Cookies“ unter anderem auf den Websites von ABC, ESPN, Hulu, MySpace und MTV. Angeklagt ist auch die Firma Quantcast, die diese Technologie entwickelt und bereitgestellt hat.

„Zombie-Cookies“ erlauben dem Betreiber einer Website, einen Speicherbereich in Adobes Flash Player zu nutzen. Damit lassen sich Dateien für das Web-Tracking, die vom Benutzer gelöscht wurden, ohne dessen Wissen wiederherstellen. Dieses Vorgehen verstößt nach Ansicht der Kläger gegen mehrere kalifornische Gesetze zum Datenschutz und drei US-Bundesgesetze. Dazu zählen der Computer Fraud and Abuse Act (18 U.S.C. §1030), der Electronic Communications Privacy Protection Act (18 U.S.C. § 2050) sowie der Video Privacy Protection Act (18 U.S.C. § 2710). Der Anwalt strebt im Namen von sieben Bürgern eine Sammelklage an.

Den Medienfirmen wird vorgeworfen, mittels der Cookies umfassend Daten in großem Stil gesammelt zu haben. Die vom Computer des Nutzers erhaltenen Daten seien rücksichtslos ausgewertet und von den Angeklagten widerrechtlich als ihr Eigentum betrachtet worden. Informationen zur finanziellen und persönlichen Situation der Nutzer hätten die Beklagten in keiner Weise anonymisiert, wodurch sie weitreichende Einblicke in Leben und Gewohnheiten der Surfer gewannen.

Websites können mit dem Plug-in von Quantcast bis zu 100 KBytes speichern. Das ist 25-mal mehr, als die gängigen Browser-Cookies erlauben. Quantcast nutzte sowohl in seinen HTML- als auch seinen Flash-Cookies eine gemeinsame User-ID. Wurde erstere gelöscht, griff Quantcast auf letztere zurück, um sie wieder herzustellen. Diese Praxis gab das Unternehmen aber nach einem kritischen Bericht von Wired.com im August vergangenen Jahres auf. Die Speicherung von Flash Cookies können Nutzer mit dem sogenannten Adobe Flash Player Einstellungsmanager verwalten. Firefox-Nutzer haben die Möglichkeit, sie über das Plug-in „Better Privacy“ zu unterdrücken.

Der Anwalt Joseph Malley hat sich bereits mit einigen anderen Verfahren und Klagen zum Datenschutz in den USA einen Namen gemacht. Dazu gehörte der Streit um das Facebook-Marketingtool Beacon, nach dem das Soziale Netzwerk 9,5 Millionen an einen Fonds zur Förderung der Online-Privatsphäre bezahlen musste, sowie ein Verfahren gegen Netflix, weil der Online-Videodienst ungefragt die Ausleih-Historie von Kunden veröffentlicht hatte.

ZDNet.de Redaktion

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