Research In Motion hat angeblich der indischen Regierung Werkzeuge und Unterstützung angeboten, damit Behörden des Landes die Kommunikation überwachen können, die über die E-Mail- und Nachrichtendienste von Blackberrys verschickt werden. Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf Sitzungsprotokolle von Treffen zwischen Vertretern von RIM und der indischen Regierung.
Demnach sollen die Behörden Zugriff auf für sie interessante Nachrichten erhalten. Laut einer von indischer Seite erstellten Zusammenfassung der Gespräche hat RIM zugestimmt, Informationen aus verschlüsselten geschäftlichen E-Mails wie Absender, Empfänger und Datum zur Verfügung zu stellen. Zudem werde RIM Tools entwickeln, mit denen sich der Datenverkehr von Chat-Anwendungen von Drittanbietern überwachen lasse. Als Beispiel wird Google Mail genannt.
Am Donnerstag hatte Indien RIM ein Ultimatum gesetzt und mit der Abschaltung der Blackberry-Dienste gedroht, sollte das Unternehmen die Sicherheitsbedenken des Landes nicht ausräumen. Zuvor erzielte RIM Medienberichten zufolge eine Einigung mit Saudi-Arabien, wo es eine Sperre verhinderte. Ähnliche Blockaden drohen dem kanadischen Handyhersteller unter anderem in Indonesien und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Die Regierungen in diesen Ländern befürchten, Terroristen und andere Kriminelle könnten die bei Blackberrys übliche stärkere Verschlüsselung von Kommunikationsdiensten nutzen, um einer Entdeckung zu entgehen. RIM muss nun versuchen, seinen guten Ruf im Bereich Datenschutz aufrechtzuerhalten, der zu einer hohen Popularität bei Geschäftskunden geführt hat. Es darf aber auch nicht riskieren, Wachstumsmärkte wie Indien zu verlieren.
Ende vergangener Woche hatte RIM in einer Pressemitteilung seinen Kunden versichert, die Verhandlungen mit ausländischen Regierungen geschähen „im Geiste der Anforderungen von Gesetzen und nationaler Sicherheit und unter Berücksichtigung der rechtmäßigen Bedürfnisse von Bürgern und Unternehmen.“
Unklar ist dem Wall Street Journal zufolge, ob RIM in Indien einen eigenes Rechenzentrum einrichten wird, um eine Sperre seiner Dienste zu verhindern. Anders als andere Anbieter arbeitet RIM kaum mit lokalen Telekommunikationsbetreibern zusammen, sondern überträgt seine Daten über hauseigene Serverzentren in Kanada und Großbritannien.
Zuletzt hatte auch der deutsche Innenminister Thomas de Maizière Regierungsmitarbeitern davon abgeraten, Blackberry-Geräte im Dienst zu nutzen. Die EU-Kommission hat sich ebenfalls gegen RIMs Smartphones entschieden.
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