Der Programmierer eines kürzlich von Symantec als Trojaner eingestuften Spiels hat sich jetzt gegen Vorwürfe gewehrt. Max Lifschin, ein Entwickler für das Google-Betriebssystem Android, der in Russland lebt, will das Spiel mit dem Namen „Tap Snake“ für Eltern geschrieben haben, die wissen wollen, wo sich ihre Kinder gerade aufhalten.
Lifschin leidet unter den Folgen der seiner Ansicht nach unbegründeten Beschuldigung: „Es ist traurig, dass diese ‚Enthüllungsjournalisten‘ Google aufgefordert haben, meine App auszuschließen und mich damit meines Einkommens beraubt haben. Sie haben auf unfaire Weise meine Anwendung als Trojaner eingestuft und mich als Schurken dargestellt, einen bösen russischen Entwickler aus der Schattenwelt“, sagte er zu ZDNet.
Seine Motivation zur Programmierung des Spiels „Tab Snake“ – einer Variante des klassischen „Snake“ – sei harmlos gewesen. „Die App ist nicht böser als eine Überwachungskamera. Es kommt immer auf die Absichten des Anwenders an. Die Anwendung zeigt alle nötigen Warnmeldungen an, und die Standortbestimmung funktioniert erst nach einem Setup, also einer Handlung, die der Anwender bewusst durchführen muss. „Tap Snake“ kann ganz leicht von Müttern benutzt werden, die sich Sorgen machen, wo sich ihr Kind befindet. Ich glaube, dass tatsächlich die meisten Benutzer Mütter sind“, so Lifschin.
Das Betriebssystem Android bittet laut Lifschin bei der Installation von „Tap Snake“ explizit um die Erlaubnis, auf Standortdaten zugreifen und Informationen über das Web versenden sowie empfangen zu dürfen. Damit man mit Hilfe der kostenlosen Anwendung „Tap Snake“ den Standort eines Telefons bestimmen kann, benötigt man zusätzlich die Anwendung GPS Spy für 4,99 Dollar (3,95 Euro). In dieses Programm muss man wiederum einen bestimmten Schlüssel eingeben, den man beim Herunterladen von „Tap Snake“ bekommt. Erst dann kann man auf die Geodaten des „Tap Snake“-Telefons zugreifen.
Die Geolokationsfunktion wurde in der Beschreibung von „Tap Snake“ deshalb nicht erwähnt, um Kinder, welche die Beschreibung oder Kommentare lesen, nicht vor der versteckten Funktion zu warnen. „Das Programm unterscheidet sich nicht wesentlich von Google Latitude„, erklärte der Programmierer. „Wie jedes technische Produkt kann man es mit guten oder schlechten Absichten verwenden.“
Gibt man Lifschin in allen Punkten recht, bleiben trotzdem Fragen zur Plausibilität seiner Erklärung offen. Wie viele Eltern wollen tatsächlich ihre Kinder heimlich bespitzeln? Schließlich könnte man ihnen offen sagen, dass man als Mutter oder Vater wissen will, wo sie sich aufhalten. Und wie viele Eltern wollen die Standortdaten ihrer Kinder einem unbekannten russischen Server überlassen?
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