Ab Ende des Jahres will Twitter jeden Link protokollieren, auf den seine Mitglieder klicken. Das gilt nicht nur für die Website selbst, sondern auch für die Applikationen des Microblogging-Diensts.

Laut einer offiziellen E-Mail-Ankündigung von Twitter werden „alle Anwender“ bald auf den hauseigenen Kurz-URL-Dienst t.co umgestellt. Sobald der Vorgang abgeschlossen sei, würden „alle Links, die über Twitter.com oder Applikationen von Drittanbietern weitergegeben werden“, von t.co abgekürzt. Zusätzlich wird jeder Klick „auf diese Links von Twitter.com oder einer Twitter-Applikation von Twitter geloggt.“

Viele Anwender haben das Vorhaben schon kritisiert, weil sie sich um den Datenschutz sorgen. Ein Twitter-Nutzer nannte es „eine ekelerregende Datenokkupation“. Andere fragen sich, ob es nicht eine „Ausstiegsklausel“ für die Mitglieder gebe, die nicht wollten, dass ihre Klicks aufgezeichnet werden. Eine weitere Sorge: Wenn es nur noch einen zentralisierten Kurz-URL-Dienst gibt, steigt dadurch auch das Risiko, wenn dieser einmal ausfallen sollte. Da weltweite Ausfälle bei Twitter immer wieder vorkommen, ist die Sorge nicht unberechtigt.

Twitter ist natürlich nicht der einzige Dienst im Web, der die Aktionen seiner Anwender aufzeichnet. Yahoo verfolgt beispielsweise die Suchanfragen über den Host rds.yahoo.com. Microsofts Suche Bing und Facebook nutzen offensichtlich die Skriptsprache Javascript, um Klicks über die „OnMouseDown“-Funktion aufzuzeichnen. Bei Google funktioniert die Protokollierung über Umwege. So werden Klicks auf Links verfolgt, die von der Google-Site auf andere Sites führen. Mit Hilfe eines Google-Dienstes kann jede andere Website dasselbe tun.

Noch im Juni erklärte ein Twitter-Sprecher in einem Blog-Beitrag, dass die Aufzeichnung die Sicherheit erhöhe. So könne man besser Links auf kriminelle Sites entdecken und blockieren. Natürlich kann Twitter die Aufzeichnungen auch verwenden, um sein „Promoted-Tweets„-Programm für Werbekunden zu verbessern. Schließlich profitiert auch der Algorithmus, mit dem wichtige und nützliche Nachrichten erkannt werden, davon. Die Wichtigkeit wird unter anderem an der Zahl der Klicks auf einen Link erkannt.

Um Datenschutzbedenken der Anwender entgegenzuwirken, könnte Twitter ähnlich wie Google die Anwenderdaten nach einer gewissen Zeit anonymisieren. Google macht dies nach eigenen Angaben mit Suchanfragen nach neun Monaten und mit Cookies nach 18 Monaten.

ZDNet.de Redaktion

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